piwik no script img

Bündnis bereitet sich vorWasserbomben auf Mediaspree

Aktivisten des Bündnis "Mediaspree entern" trainieren im Görlitzer Park für den Aktionstag am 5. Juni - und versuchen so nebenbei neue Mitstreiter zu gewinnen.

Ob sie diesmal wieder so gut gelaunt sind? Polizisten bei Mediaspree-Protesten vor zwei Jahren. Bild: Reuters

Batsch. Mit einem dumpfen Knall zerplatzt die Wasserbombe am Kartonstapel. Die mit Wasserfarbe aufgemalten Fenster unter dem Wort "Luxus-Loft" verschwimmen, kleine blaue Rinnsale fließen nach unten. Der junge Mann, der die Wasserbombe geworfen hat reißt die Arme hoch, grinst.

Das Bündnis "Mediaspree entern" hat am Samstag in den Görlitzer Park eingeladen, zum Warmwerfen, -klettern und -rennen für den Aktionstag am 5. Juni. An verschiedenen Stationen dürfen Freiwillige ausprobieren, was sie auch am kommenden Wochenende eventuell brauchen können: Wie man eine Wasserbombe aus mehreren Metern Entfernung auf einen Stapel Kartons wirft, eine Polizeikette umgeht oder schnell mit einem Boot anlegt. "Es geht um eine mentale Auseinandersetzung mit der Situation", sagt ein Aktivist. Ein anderer ergänzt: "Und darum, zivilen Ungehorsam zu üben."

Am 5. Juni will das Bündnis mit zwei Demonstrationen und kleineren Aktionen ein fast aus dem öffentlichen Fokus geratenes Thema wieder beleben: die geplante Bebauung des Spreeufers unter dem Projektnamen "Mediaspree" mit hochpreisigen Büroflächen, Hotels und Wohnungen. Ein Teil der Pläne ist bereits umgesetzt. Dazu gehört die Arena am Ostbahnhof und die Niederlassung des Senders MTV an der Stralauer Allee.

"Das Problem ist, dass derzeit für das Spreeufer keinerlei soziale Nutzung vorgesehen ist, keine Spielplätze, keine Sportflächen nichts", sagt ein Aktivist, der gegenüber des mit Wasserbomben beworfenen Kartonstapels steht. Wenn eine kleine Fläche am Ufer als Park genutzt werden soll, werde das bereits als Erfolg verkauft. Das Bündnis fordert, dass das Ufer komplett öffentlich zugänglich bleiben soll.

Die Proteste gegen das Investorenprojekt waren während der Tagung des Sonderausschusses weitgehend verschwunden. Nach dem deutlichen Votum eines Bürgerentscheides im Sommer 2008, bei dem sich über 86 Prozent für einen öffentlichen, 50 Meter breiten Uferstreifen, keine neuen Hochhäuser und keine weiteren Autobrücken über die Spree aussprachen, sollte der Ausschuss nach Lösungen suchen. Als sich die Initiativen Ende letzten Jahres wegen mangelner Ergebnisse aus dem Ausschuss zurückzogen, sei die Idee für den Aktionstag entstanden, erklärt Aktivist Daniel. "Um das Thema wieder neu zu setzen."

Mit den Aktionen im Görlitzer Park machen die Aktivisten auch Werbung für ihr Anliegen. Immer wieder kommen Passanten auf sie zu, fragen nach Flyern und Infos. Als das Umgehen einer Polizeikette trainiert werden soll, sprechen zwei Aktivistinnen mehrere Spaziergänger an, ob sie nicht Lust haben, sich zu beteiligen. Schließlich steht eine deutliche Übermacht gespielter Demonstranten den ebenfalls gespielten Polizisten gegenüber. Die haben, trotz Ausstattung mit Schienenbeinschützern, Wasserpistole und Helm keine Chance. Binnen Sekunden haben die Demonstranten die Kette durchbrochen, sind das Gitter hochgeklettert und außer Reichweite.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • DT
    DJ Tüddel

    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann gibt es zwei Seiten des Thema "öffentlich":

    1. wird im Rahmen des Mediaspree-Projekts eine Unmenge öffentlicher Flächen privatisiert. Darunter auch die Fläche, auf der heute die Bar25 steht, denn noch gehört die der BSR. Das soll aber noch den Plänen des Senats nicht so bleiben. Nur der passende Investor fehlt eben schon seit Jahren...

    2. sollen 50m Uferstreifen frei von neuer Bebauung bleiben und öffentlich zugängig sein bzw. werden. Und, wenn man das ganz ernst nimmt, gehört dann auch die Bar25 dazu, soll heißen, sie muss öffentlich zugängig werden. Wobei man immerhin sagen muss: Tagsüber ist die Bar25 ja auch frei zugängig, also freier als ein durchschnittliches staatliches Museum, nur abends/nachts, wenn es aufwendigere Partys gibt, eben nicht mehr. Macht die Türpolitik natürlich nicht netter. Es bleibt also ein kommerzialisiertes Spreeufer, wenn auch auf eine recht alternativ daher kommende Weise.

  • I
    ine

    @justus

     

    das klingt weniger nach einer fundierten kritik an dem bündnis, seinen zielen und strategien, als vielmehr nach der frustration eines nicht-reingelassenen.

     

    ich denke es geht bei der kritik an dem projekt mediaspree nicht um die bar25 und ihre türpolitik.

  • J
    Justus

    "Das Bündnis fordert, dass das Ufer komplett öffentlich zugänglich bleiben soll."

     

    Was soll denn daran komplett öffentlich zugänglich bleiben? Die Bar 25 mit ihrer doch recht harten Türpolitik, die sich aber am Bündnis beteiligt?

     

    ... Dass ich nicht lache ...