piwik no script img

■ Bücher.kurzFrauenknastalltag

Insgesamt machen sie nur knapp vier Prozent aller Inhaftierten aus: die etwa 2.000 Frauen in bundesdeutschen Gefängnissen. Kein Wunder also, daß sich Veröffentlichungen zu frauenspezifischen Haftbedingungen und dem Knastalltag von Frauen bisher an einer Hand abzählen lassen. Hinzuzählen läßt sich nun die Dokumentation einer Veranstaltungsreihe, die letzten Winter hinter und vor den Mauern des Berliner Frauengefängnisses Plötzensee stattfand. Herausgegeben von der FrauenAnstiftung und zwei Berliner Frauenprojekten, wirft der Band einen Blick auf Erklärungsansätze zur Frauenkriminalität, denn: „Frauen haben es schwerer, zur Kriminalität zu finden.“ So titelt zumindest Gerlinde Smaus ihr Kapitel, in dem sie aufzeigt, wie Frauenknast als soziale Kontrolle und Normierung zur Weibchenrolle funktioniert. Vor allem aber kommen in der Dokumentation, und das macht sie so spannend, inhaftierte Frauen selbst zu Wort. Darunter auch die Schriftstellerin Gabriele Stötzer (ehemals Kachold), die 1976 in der DDR als „Politische“ inhaftiert wurde, und hier erstmalig Auszüge ihres Gedächtnisprotokolls über ihre Zeit im Gefängnis Hoheneck veröffentlicht.

„Frauen und Knast“. Herausgegeben vom Frauenselbsthilfeverein, dem Frieda-Frauenzentrum und der FrauenAnstiftung, Berlin 1993, 156 Seiten, Portogebühr: 4 DM; zu bestellen bei: Frauenselbsthilfeverein, Glogauer Straße 22, 1000 Berlin 36

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen