piwik no script img

■ BuchtipsLiteratur für die Ägyptenreise

Hinlänglich bekannt sind die Bücher des ägyptischen Nobelpreisträgers Naghib Mafouz wie beispielsweise Die Midaq-Gasse, Die Moschee in der Gasse, Miramar. Die Bücher des renommierten ägyptischen Autors sind beim Unionsverlag Zürich erschienen.

Älteren Datums, deshalb aber nicht weniger lesenswert, ist der hervorragend geschriebene Romanzyklus Lawrence Durrells, der im ägyptischen Alexandria spielt. Durrells Tetralogie – Justin, Balthazar, Clea und Mountolive – zeichnet Portraits von Menschen der Stadt. Üppige Geschichten, welche auch die vielfältigen Facetten der Stadt auffangen. Durrell beschreibt den widersprüchlichen Charakter Alexandrias: seine mediteranne Offenheit einerseits und die dunkle, an das Niltal gekoppelte Erdhaftigkeit andrerseits. Eine Hymne an die Stadt, deren Züge sich heutzutage immer stärker im Zerfall und der Konturenlosigkeit verlieren. Der in den sechziger Jahren erstmals aufgelegte Romanzyklus Durells ist immer noch als rororo-Taschenbuch erhältlich und kostet zwischen 8 und 10 DM pro Band.

Ganz ungewöhnliche Erzählungen vom ägyptischen Alltag und von Frauen schreibt die Ägypterin Alifa Rifaat. Ihre Kurzgeschichten über Liebe, Ehe und Sexualität führen sehr nahe an die ägyptische Gesellschaft heran – aus dem Blickwinkel einer Frau und mit einer Offenheit, die überrascht: unverblümt schreibt die Autorin über Beschneidung, sexuelle Wünsche und die enge, männerfreundliche Moralauffassung in der ägyptischen Gesellschaft. Viele der Geschichten tragen autobiographische Züge, sie wirken daher nie konstruiert oder mit einer aufgesetzten Botschaft versehen. Die Erzählungen schildern die konkreten Lebensbedingungen und Perspektiven von ägyptischen Frauen, jenseits aller theoretischen Diskussionsrunden in europäischen Zirkeln. Frauengeschichten, wie sie das Leben diktiert: widersprüchlich, hoffnungsvoll, traurig und vor allem authentisch. Die Edition Orient, Meerbusch, hat zwei Bände von Alifa Rifaat herausgebracht: Erste Liebe – letzte Liebe, 1989, 24 DM, und Die zweite Nacht nach tausend Nächten, 1991, 26 DM.

Seinen Ausgang nimmt der neue Roman von Amin Maalouf, „Die Wiederkehr des Skarabäus“, in Kairo. Auf einem Seminar, bei dem es um die mythische Bedeutung des Skarabäus, dem heiligen Käfer der Pharaonen, geht. Die Wunschformel, die schon bei den alten Pharaonen galt: „Möge dein Name fortdauern und dir ein Sohn geboren werden“, bekommt durch die wissenschaftliche Entdeckung und den kommerziellen Vertrieb der Skarabäusbohnen eine neue, aktuelle Bedeutung. Die Bohnen schützen vor der Geburt eines Mädchens. Zur Lösung des Nord-Süd-Konflikts, der Überbevölkerung, rassischer und ethnischer Machtkämpfe und nicht zuletzt für den weiblichen Wunsch nach dem Sohn, proklamieren rücksichtslose Wissenschaftler das Mittel aus alter Zeit. Weltweit kommt es zu einem gravierenden Geburtenungleichgewicht. Eine internationale Konferenz löst die andere ab, und ein alptraumhaftes Szenario nimmt seinen Lauf.

Der neue Roman des guten Geschichte -Erzählers Amin Maalouf spielt nicht mehr in historischen Gefilden, sondern in der Gegenwart. Der aus dem Libanon stammende Autor beschreibt in seinem neuen Roman den Nord-Süd-Konflikt und die Kluft zwischen Arm und Reich aus dem Blickwinkel eines europäischen Intellektuellen mit dem Engagement eines Süd-Länders. Die Wiederkehr des Skarabäus, 1992, ist in der Nymphenburger Verlagsanstalt erschienen und kostet 32 DM. Edith Kresta

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen