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Archiv-Artikel

Buchtipp

Irritationen

Wer über Afrika schreibt, sollte immer Worte wie Finsternis, Safari, ursprünglich, Stamm oder zeitlos verwenden, sollte Tiere als hochkomplexe Charaktere vorstellen und detailliert nackte Brüste beschreiben und keinesfalls vergessen, auf hungernde Afrikanerinnen hinzuweisen … So ulkt der kenianische Schriftsteller Binyavanga Wainaina über gängige Klischees im Tourismus und in der Reiseberichterstattung. Nachzulesen ist seine Satire im Buch „Fenster zur Parallelwelt – Reisebilder & Fernwehgeschichten“ des iz3w (Informationszentrum Dritte Welt).

Das neueste Buch der Freiburger TourismuskritikerInnen hat sich touristische Stereotype vorgenommen. Es beruht auf der iz3w-Wanderausstellung „Beyond Paradise – Stationen des touristischen Blicks“, die das „Making-of“ der touristischen Paradieswelten thematisiert. Mit Reisegeschichten, die hinter den Kulissen spielen, und Fotocollagen will es vor allem die Leser irritieren und zum Nachdenken bringen und auf diese Weise auch „neue Einblicke und Ausblicke auf die komplizierten Beziehungen zwischen TouristInnen und DienstleisterInnen ermöglichen“. Dafür wurde eine Reihe anregender Texte ausgewählt, meistens kurze Geschichten von unterwegs. Darunter sind auch Auszüge aus Erfolgsromanen, etwa von William Sutcliffe oder Katy Gardner, die von Backpackern in Indien handeln. Jon Krakauer („In eisige Höhen“) berichtet über das Verhältnis von Sherpas und Bergsteigern am Mount Everest.

Vor allem optisch spricht dieses Buch an. Die Fotos entsprechen so gar nicht den heilen Hochglanzwelten, aber sie sind eingängig und sie sind gut präsentiert. Eher schwer nachzuvollziehen sind die Sachbeiträge, die jedem Kapitel vorangehen und alle sieben Stationen dieser „imaginären Reise“ im Buch begleiten und reflektieren wollen. Tourismuskritik auf verschlungenen Wegen: Die AutorInnen des iz3w, bekannt als harsche KritikerInnen des Tourismus in der Dritten Welt, halten sich auffallend zurück mit klaren Statements oder schlüssigen Erklärungen. Dass Tourismus mit Postkolonialismus zu tun hat oder mit globaler Migration, ist nichts Neues. Doch wer Genaueres wissen oder die Position der Freiburger kennen lernen will, sollte sich früheren Schriften des iz3w zuwenden.

CHRISTEL BURGHOFF

Martina Backes, Rosaly Magg, Steffen Schülein (Hg.): „Fenster zur Parallelwelt. Reisebilder & Fernwehgeschichten“. Verlag iz3w, Freiburg 2006, 220 S., 15 €