piwik no script img

Buchmann Galerie BerlinDie Hinwendung zur Abwendung

Jean Charles Blais, o. T., 2018; Öl auf Plakatabriss, 227 x 261cm Foto: Michael Schultze;Courtesy the artist + Buchmann Galerie

Jean Charles Blais eigentümliche Porträts mit Rückenansicht provozieren ob der Abgewandtheit seiner Figuren umso mehr Hinwendung zu ihnen. Ihr Blick richtet sich nach anderswo, sie sinken in schwarzer Ölfarbe ein, verschmelzen mit ebenso ineinander verschmolzenen Plakatwandschichten. Der Maluntergrund ist aus kaum mehr nachvollziehbaren und doch spürbar präsenten haptischen Lagen, so dicht geschichtet, dass sie von selbst stehen könnten, würden sie nicht, wie hier in der Buchmann Galerie, an der Wand hängen. Oder vielmehr an sie genagelt sein, wie eine flüchtige Nachricht an einen Baum. Oft sind die androgynen Gestalten zu zweit, oder sie bilden mit Bäumen Paare bzw. Trios. So wie zwei dieser Figuren, die einem verästelten, jegliche Blätter vermissenden Baum entwachsen, sich ihm in gegensätzliche Richtungen entreißen. Einsam abgewandte Figuren aber scheinen die Beziehung mit dem Holz regelrecht zu suchen. Mit vorsichtigem Stirnkontakt oder im Versuch, einen fragilen Ast mit der Armbeuge zu umschlingen. Dann sind da zwei Abgewandte, nennen wir sie für den Moment Männer, die nicht Bäumen, sondern einander entwachsen, sich beinahe auflösen – und genau dort sind sie sich am nächsten. nym

Bis 20. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Charlottenstr. 13

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen