piwik no script img

Buch über TwitterHallo, Kurzer

Holzmedien über das Netz: Es sieht aus wie von der Tanke, ist aber Literatur - das erste deutsche Twitter-Buch. Immerhin hat es mehr als 140 Zeichen.

Klein und handlich wie das Twittersymbol: 500 Tweets erscheinen im Buchformat. Bild: reuters

Ein bisschen absurd ist es schon: Twitter, das digitale Instantmedium schlechthin, gibt es nun auch in Buchform. "Twitter - Das Leben in 140 Zeichen" vereint das gesammelte Gezwitscher von Web-Platzhirschen wie Sascha Lobo, Mario Sixtus und 228 weiteren deutschsprachigen Twitterern. 140 Zeichen - das ist die maximale Länger, die ein Eintrag beim Kleinstblogdienst haben kann.

Herausgeber ist das Kollektiv Twitkrit, das sich mit seinen Twitterlesungen bereits in der Vergangenheit um den Brückenschlag zwischen digitaler und analoger Welt bemüht hat. Die meisten der 500 Tweets sind selbstironische Betrachtungen à la "Irgendwie ist es ein bisschen desillusionierend, wenn die Eltern verstehen, was man beruflich macht". Scharfzüngige Aphorismen an der Grenze zur politischen Korrektheit wie "Mixa ist nicht nur als Bischof zurückgetreten, er hat auch sein Profil auf schuelerVZ gelöscht" zeigen aber auch das satirische Potenzial, das in der Begrenzung auf 140 Zeichen liegt.

Das unterhaltsame Werk funktioniert als eine Art Coffee Table Book für Menschen, die ihren Kaffee lieber zum Mitnehmen trinken - wenn auch die Optik an ein Couponheft der Aral-Tankstellen gemahnt. Dank seiner kompakten 13,5 x 19,5 Zentimeter passt es zudem locker in jede noch so volle Umhängetasche. Darüber hinaus signalisiert das Buch, dass Deutschlands Twitterer endlich auch als gesellschaftlich und kulturell relevante Gemeinschaft wahrgenommen werden möchten.

Außerhalb des WWW geht das immer noch am besten über ein eigenes Manifest in Papierform. Die vermeintlichen Netzavantgardisten unterscheiden sich also gar nicht so sehr von analogen Gemeinschaften.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!