Britney Spears in Berlin: Trifft sogar die Töne
Die "Princess of Pop" gastierte mit ihrem "Circus Bizarre" in Berlin. Einen Skandal gab es nicht, Livegesang nur einmal. Dafür eine Show mit Artisten, Magiern und wenig echter Britney.
![](https://taz.de/picture/344235/14/13250051.jpg)
BERLIN taz | Hereinspaziert, hereinspaziert. Britney Spears bittet zum "Circus Bizarre". Nur liegt am Sonntagabend in der O2-World am Berliner Spreeufer nicht der Duft von Sägespänen in der Luft, sondern es riecht nach süßem Parfüm und Pommes. Und um es gleich vorwegzunehmen: Der White Trash Star sorgt für keinen Skandal. Britney tanzt recht gut, sieht gut aus, und bei dem einzigen Song, den sie live singt, trifft sie sogar die Töne.
Fast alle Karten sind verkauft für die 17.000 Plätze in der Halle. Schon seit dem Nachmittag sitzen Fans mit Sektflaschen und Burgern vor den Eingängen. Die Autos auf den Parkplätzen kommen aus Hamburg, dem Oberhavelland und auch aus Polen.
Im Inneren schreiben Mädchen, die so alt sein dürften wie Miss Spears, als sie mit dem Popzirkus begann, schnell noch SMS und nesteln sich aufgeregt in den versplissten Haaren. Paare im Ed-Hardy-Partnerlook begutachten einen der Merchandisingstände, an dem es - ganz zielgruppenorientiert - Britney-Shirts im Ed-Hardy-Design, aber eben auch Jutebeutel gibt, und der Rest schlendert mit Bier und Brezel durch die Multifunktionsarena und beobachtet die anderen.
Mehr Funktion, weniger Style. Das gibt es in der Architektur wohl sehr selten. Vom Balkon der O2-World sieht das alles aber nicht so schlimm aus. Und wo sonst in Berlin hätte man solch eine Show durchführen können? Die "The Circus Starring: Britney Spears"-Tour ist eine der aufwendigsten Produktionen derzeit. 50 Millionen US-Dollar soll sie verschlungen haben.
10 Millionen gingen allein für die Bühne drauf, die aus drei Manegen besteht, über die Britney Spears und die fast 50 Tänzer und Artisten wuseln. Zwölf Stunden dauert es, Bühne, Technik, Licht und den 360-Grad-LED-Bildschirm aufzubauen. 90 Minuten nur dauert die Show in fünf Akten. Seit fünf Jahren ist Britney Spears erstmals wieder auf Welttournee, das soll sich auch lohnen. Die acht Termine in London waren ausverkauft.
Nach dem Support Act Cascada und ihren billigen Disco-Pop-Stampfern gibt es eine Pause. Die Zeit bis zum Beginn wird auf den großen Bildschirmen angezeigt. Dann ein Countdown, an dessen Ende nicht Britney, sondern Zwerge, Clowns und Artisten die Bühne betreten und das Publikum thematisch einstimmen. Nach 30 Minuten beindruckender, aber nicht erstklassiger Artistenshow wird Britney Spears auf die Bühne herabgelassen und singt in glitzernder Unterwäsche den ersten Song "Circus".
Beziehungsweise: Sie singt ja nicht wirklich. Aber das hat man auch gar nicht erwartet. Sich die Choreografie zu merken und auf High Heels zu vollführen, ist nun auch nicht so einfach, das sollte man nicht vergessen. Das hier ist bloßes Entertainment. Pop-Business.
Und was folgt, ist eine unheimlich gut produzierte Show, die das Publikum öfter mal aus den Sitzen hebt. Britney tanzt im goldenen Käfig, in großen Bilderrahmen oder auf goldenen Fahrrädern. Dass sie im Gegensatz zu ihren Tänzern nicht so präsent ist, fällt durch Playback und Videoeinspielungen kaum auf. Stelzenläufer staksen durch die Manege, ein Magier zaubert Britney auf die Bühne und zersägt sie in drei Teile. Es ist viel los auf der Bühne, auf die wahrscheinlich zehntausend Handykameras gerichtet sind.
Fast wundert man sich, wenn der Popstar zwischendurch doch mal durchs Mikrofon zu hören ist. In quieksiger Stimme fragt sie, ob alles okay sei, um dann mit einem albernen "alrighty" zu der Ballade "Everytime" überzuleiten, die sie live singt, während sie unter einem großen blauen Sonnenschirm sitzt und in die Luft gezogen wird.
Die Musik ist fluffig ineinandergemixt. Hits wie "One more time" sind teilweise neu gemischt. Gelungene Medleys aus Stücken von Rihanna oder M.I.A. werden in den Umziehpausen gespielt, zu denen die Tänzer Hip-Hop-Moves vollführen. Dann kommt Britney noch mal auf die Bühne, um den letzten Song zu performen. Bis sie recht unspektakulär abtritt, nach einer großen Show, die auch ihr Abschied sein könnte.
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