British Museum: Rochade der Museums-direktoren
Noch ist es nur eine Meldung der Londoner Times, die das Sächsische Kunst- und Wissenschaftsministerium am Freitagmittag nicht offiziell bestätigen wollte: Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Hartwig Fischer, wechselt in gleicher Funktion an das British Museum nach London. Die Personalie wäre Teil eines Ringtausches, tritt doch der bisherige Chef in London, der Brite Neil MacGregor, im Oktober sein Amt als Gründungsintendant des Humboldtforums in Berlin an.
Der 53-jährige promovierte Kunsthistoriker Fischer würde damit einen ähnlichen Weg einschlagen wie zuvor schon sein Dresdner Vorgänger Martin Roth, der 2011 als Direktor des Victoria and Albert Museum nach London wechselte. Roth war häufig als Poltergeist mit kulturpolitischen Forderungen aufgetreten, mit Fischer verband sich ein eher diskreter Stil mit feinem Charme. Als ein Mann der wohlüberlegten Worte scheut er offene Konflikte, positionierte sich aber auch eindeutig, wenn es darauf ankam, so etwa Anfang des Jahres gegen die Umtriebe der Pegida-Bewegung.
Hartwig Fischer kam nach Stationen in Bonn und Basel vom Folkwang-Museum Essen nach Dresden. Er zog offenbar gern in die ihm durch Verwandtschaft vertraute Elbestadt, die mit den Kunstsammlungen einen der ältesten Museumsverbünde der Welt beherbergt. Der Wissenschaftsrat evaluierte die Sammlungen 2014 mit einem äußerst positiven Ergebnis und würdigte die von Fischer intensivierte Forschung. Gute Provenienzforschung trug auch dazu bei, dass sich der Freistaat und die Erben des Wettiner Fürstenhauses abschließend über Restitutionsansprüche einigen konnten. In seiner gut drei Jahre währenden Amtszeit fällt die hohe Fluktuation unter den Direktoren der 14 Einzelsammlungen auf. Dass er der Dresdner Festivalitis in diesem September ein weiteres eigenes Musik- und Kunstfest hinzufügte, fand nicht überall Beifall. In London erwartet Fischer ein Museum, dessen Besucherzahl von 6,7 Millionen etwa das Zweieinhalbfache der Dresdner beträgt.
Michael Bartsch
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