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■ Britischer Vorschlag für ein deutsches ProblemBundeswehr nach Nordirland!

Man sollte deutsche Truppen nach Nordirland schicken. Damit wäre zwar das irische Problem nicht gelöst, möglicherweise aber das deutsche. Manche werden sich wundern, daß es noch eine deutsche Frage gibt. Aber wer sich letztes Wochenende bei der Bundeswehrtagung in München aufhielt, weiß: Die neue deutsche Frage handelt von Soldaten. Wo können sie hingehen? Was können sie machen, wenn sie angekommen sind? Welche Farbe dürfen ihre Helme haben? Brauchen sie dafür eine Verfassungsänderung?

Alle Deutschen scheinen sich einig zu sein, daß Gewaltanwendung, von Selbstverteidigung oder Verteidigung der Alliierten abgesehen, irgendwie von der UNO legitimiert werden muß. Nur nicht- amtliche, englischsprechende Besucher der Münchner Konferenz waren unhöflich genug, um auszusprechen, daß damit jede Militäraktion des Westens, ob zur Rettung eines Volkes vor dem Genozid oder zur Verhütung einer Kriegsausweitung, von der Laune der Regierungen Rußlands und Chinas abhängt.

Nicht nur Deutsche, auch Europäer im allgemeinen scheinen sich einig zu sein, daß deutsche Truppen zur Zeit nicht in Ex-Jugoslawien einsatzfähig sind. Daher war es niederschmetternd für diejenigen, die US-amerikanische Soldaten als wesentlichen Bestandteil jedes ernsthaften Versuches einer Beendigung des Krieges in Bosnien ansehen, den prominenten republikanischen Senator William Cohen anzuhören: Er hielt es für unwahrscheinlich, daß der US- Kongreß eine direkte militärische Beteiligung der USA billigen würde, wenn sich nicht auch die Deutschen beteiligen – „nicht nur in AWACS-Aufklärern, sondern hinter Artilleriegeschossen und vielleicht in Panzern“.

Die Europäer haben die deutsche Unfähigkeit, sich jeglicher Militäraktion in Ex-Jugoslawien anzuschließen, als Gegebenheit des Lebens akzeptiert, nicht zuletzt weil sie wissen, daß die offizielle serbische Propaganda die Ankunft deutscher Soldaten ausschlachten würde. Aber viele Redner in München stellten Helmut Kohls Logik in Frage, als er sagte, „es gibt Orte in Europa, wo die Entsendung deutscher Divisionen nicht in Frage kommt, weil noch Menschen am Leben sind, die eine sehr konkrete Erfahrung“ des Zweiten Weltkriegs „und aller damit verbundenen Schrecken“ haben.

Amerikaner, aber auch einige Deutsche meinten dagegen, gerade die deutschen Kriegsverbrechen setzten Deutschland in die Pflicht, auch auf militärischem Wege den Frieden in Europa heute bewahren zu helfen.

Wenn Kohl recht hat, sagte Josef Joffe, Auslandschef der Süddeutschen Zeitung, sei Schweden das einzige Land in Europa, wo deutsche Truppen stationiert werden könnten. Vielleicht hat er recht, aber ich meine, auch Nordirland könnte sie akzeptieren, trotz seiner Erinnerung an deutsche Luftangriffe.

Nordirland liegt klar innerhalb des Nato-Vertragsgebietes, und mit einiger Mühe könnte Deutschland sicherlich Einheiten mit paritätischer katholischer und protestantischer Besetzung bereitstellen. Und dann wären zwölf britische Divisionen freigestellt, mit haufenweise „friedenssichernder“ Erfahrung und keinerlei verfassungsrechtlichen Auflagen. Edward Mortimer

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