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■ Britischer Katholik meint im Ernst:Rötelnimpfung ist Mord!

Dublin (taz) – Katholische Fundamentalisten sind doch immer für eine Überraschung gut: In Großbritannien haben sie nun den Impfstoff gegen Röteln als moralisch verwerflich ausgemacht. Am Mittwoch untersagte Schuldirektor Leo Chamberlain, die 420 Schüler am katholischen Ampleforth College in Yorkshire damit zu impfen. Einen Tag später erging am Stonyhurst College in Lancashire, ebenfalls eine Jungenschule, dieselbe Anordnung. Die Begründung ist atemberaubend: Der Gebrauch des Impfstoffes käme einer Befürwortung von Abtreibung gleich. Chamberlain hatte nämlich herausgefunden, daß der Impfstoff von einer kleinen Anzahl Zellen eines männlichen Fötus abstammt, der 1966 aufgrund medizinischer Indikation abgetrieben worden war. Diese Zellen wurden im Labor vermehrt und dienen inzwischen als Träger für eine ganze Reihe von Viren zur Gewinnung von Impfstoffen. Diese Viren werden jedoch gereinigt, so daß die Impfstoffe selbst kein Fötus-Gewebe enthalten. Davon läßt sich Chamberlain nicht beeindrucken. „Wenn man jemanden vor 20 Jahren ermordet hat, ist es nach wie vor Mord.“ Doch der Amtsarzt Kenneth Calman wies darauf hin, daß 1993 gerade unter jungen Männern eine Röteln-Epidemie grassierte, weil Routine-Impfungen für Babys erst vor vier Jahren eingeführt wurden. „Dadurch stieg auch die Zahl von Erkrankungen bei schwangeren Frauen“, sagt er. „Wir schätzen, daß sich in der Hälfte der Fälle die Schwangeren zur Abtreibung entschlossen.“ Röteln bei schwangeren Frauen können zu Hirnschäden beim Ungeborenen führen. Deshalb hält Pfarrer Chamberlain ein Hintertürchen offen: Mädchen könne man ja impfen, sagt er. Ralf Sotscheck

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