Britischer Humor: Kumpelfilm-Dorf-Action-Komödie
Vom Entsetzlichen zum Lächerlichen ist es oft nur ein kleiner Schritt. "Hot Fuzz", das jüngste Werk des britischen Komikertrio Peg, Frost und Wright, erscheint nun auf DVD.
Sie sind die Trinität der neuen britischen Comedy: Simon Pegg, Nick Frost und Edgar Wright. Simon Pegg schreibt und spielt die Hauptrollen, Nick Frost ist der Sidekick, und Edgar Wright führt Regie und schreibt mit. Ihre BBC-Fernsehserie "Spaced" (1999-2001) war in Großbritannien Kult und soll nun - allerdings gegen den Willen der Macher - ein US-Remake erleben. Anders als es deutschen Komödienelaboraten wie etwa den Bully-Filmen häufig ergeht, eilen die Filme der drei auch außerhalb des heimischen Humormarkts von einem Erfolg zum nächsten.
Der internationale Durchbruch gelang gleich mit dem Spielfilmdebüt "Shaun of the Dead" (2004), das seine Macher als "RomZomCom" beschrieben haben: eine romantic comedy aus dem England unserer Tage mit massiver Zombiebeteiligung. Nicht einfach das eine oder das andere, eine romantische Komödie oder ein Zombiefilm, sondern tatsächlich beides. Und zwar zugleich. Eine Parodie auf das Horrorgenre und seinen Großmeister George A. Romero, aber auch eine Hommage und eine fröhliche Mutation. Romero selbst war begeistert: In seinem jüngsten Film "Diary of the Dead" hat Simon Pegg einen winzigen Auftritt. (Damit nicht genug mit US-Erfolgen: Pegg wird in J. J. Abrams "Star Trek"-Film die Rolle des Scotty übernehmen.)
Der "Shaun"-Nachfolger "Hot Fuzz" (2007) übernimmt die erprobten Mischungsmethoden, nur dass diesmal das Genre des amerikanischen Action-Blockbusters à la Michael Bay mit der Buddy-Komödie verrührt wird. Der Held des Films ist der überaus fähige Polizist Nicolas Angel (Simon Pegg), dessen Erfolgsraten seine Kollegen in London derart schlecht aussehen lassen, dass sie ihn kurzerhand in die Wüste schicken. Genauer gesagt: nach Sandford, einem kleinen Ort wie aus dem Bilderbuch, Seriensieger in britischen Unser-Dorf-soll-schöner-werden-Wettbewerb. Allerdings hat dem verschlafenen Sandford ein übereifriger Polizist aus der Hauptstadt gerade noch gefehlt. Der Typ, den Angel gleich am Abend seiner Ankunft wegen Trunkenheit am Steuer ins Gefängnis steckt, ist, wie sich am Morgen herausstellt, sein neuer Kollege PC Danny Butterman (Edgar Wright). Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Erst einmal sieht es so aus, als hätte Sandford keine größeren Probleme als einen aus dem Dorfteich ausgebüxten Schwan. Dann aber ereignen sich merkwürdige Unglücksfälle, und es liegen die säuberlich abgetrennten Köpfe der zwei grauenhaft schlechten "Romeo und Julia"- Hauptdarsteller aus der lokalen Shakespeare-Inszenierung auf der Landstraße. Dem Dorfreporter fährt ein spitzes Stück Kirchturm in den Leib und der Blumenhändlerin eine Gartenschere in den Hals, ehe der eine oder die andere noch sachdienliche Aussagen machen kann. Und wo immer ein Dorfbewohner auf verdächtige Weise ums Leben kommt, biegt schmierig lächelnd der örtliche Supermarktchef Simon Skinner (Timothy Dalton) um die Ecke.
Nichts in Sandford ist also, was es scheint. Der Streberpolizist Angel wird auf Normalmaß gestutzt, während sein Buddy Butterman nach und nach zur Hochform aufläuft. Das Ende ist die reine Eskalation, bei der "Hot Fuzz" die Mimikry an das Genre, das zu parodieren der Film unternahm, beeindruckend gut gelingt. Im Grunde ist aber genau das, die Ununterscheidbarkeit zwischen Mimikry und Parodie, die Pointe der Komik von Pegg, Frost und Wright. Sie lieben, was sie veralbern, und darum meinen sie das, was sie komisch übertreiben, zugleich auch ernst. Beträchtliche Arbeit und Filmzeit stecken sie in die Typencharakterisierung. Jede Szene, jeder Gag ist so doppelt adressiert: Es geht um den komischen Effekt, aber in jedem komischen Effekt steckt auch eine treffende Charakterbeschreibung. Und darum erzeugen die Komödien der drei durchweg gemischte Gefühle, darum ist es vom Entsetzlichen zum Lächerlichen stets nur ein kleiner Schritt.
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