Britische Regierung zu "Phorm" befragt: EU interessiert sich für Werbespäher
"Phorm"-Software späht Web-User aus, um effizient Werbung schalten zu können. EU-Medienkommissarin Reding will nun prüfen, ob das gegen EU-Datenschutz verstößt.
![](https://taz.de/picture/381824/14/reding_bb.jpg)
Es muss schon einiges im Argen liegen, wenn die EU-Kommission bei der Regierung eines Mitgliedslandes Auskünfte zum Umgang mit privaten Daten bittet. Grund zur Beunruhigung also beim britischen Internetwerber Phorm. Denn EU-Medienkommissarin Viviene Reding hat sich bei der britischen Regierung eine Stellungnahme zu Phorms umstrittener, invasiver Werbesoftware erbeten. Es geht ihr darum, zu klären, inwiefern die Software von Phorm mit den Datenschutz-Bestimmungen der EU verträgt.
Das Problem bei Phorm: Die Werbesoftware der Firma überwacht das Surf-Verhalten von Usern bestimmter Websites an und bildet so ein Interessensprofile. Ziel ist es, "personalisierte Reklame" schalten zu können - also Werbung, die genau die Bedürfnisse bedient, die sich aus der Netznutzung des einzelnen Surfers ableiten lässt.
Aus der Perspektive des Datenschutzes bedenklich, doch für alle, die von Netzwerbung leben, ein reizvolles Angebot. So attraktiv, dass der britische Internet Service Provider BT im Herbst 2006 einen Testlauf mit Phorm-Software durchführte. Dabei sollen 18.000 britische Onlinenutzer ausgespäht worden sein, ohne vorher von der BT informiert worden sein. seine User zu informieren. Das rief zwar eine Untersuchung der britische Datenschutzbehörde Information Comissioner's Office auf den Plan, die entschied aber, keine Klage gegen BT wegen heimlichen Ausspähens zu erheben.
Laut BBC sollen sich auch die beiden anderen großen Internetserviceprovider Virgin Media und Talktalk für die Nutzung von Phorm-Technologie interessieren.
Der genaue Inhalt des Briefes, den EU-Kommissarin Reding an die britische Regierung schickte, ist nicht bekannt, so der britische Sender. Bis Ende August habe die britische Regierung nun Zeit für eine Antwort.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!