fußpflege unter der grasnarbe : Briefköpfe nach Meiendorf tragen
Manchmal ist auch so etwas Winterpausen-Kontemplatives wie Hallenfußball verwirrend. Nicht ganz so verwirrend vielleicht wie Hannis Abtrieb beim Skihüpfen oder die Modalitäten der Olympia-Qualifikation im Volleyball. Aber verwirrend genug. Es hat wohl etwas damit zu tun, zur richtigen Zeit am merkwürdigsten Ort zu sein.
In Wedel wird seit einem Vierteljahrhundert am zweiten Weihnachtsfeiertag ein Hallenturnier ausgetragen. Für den Viertplatzierten ist seit ähnlich langer Zeit ein Schinken ausgelobt. 2003 bekamen den ausgerechnet die Kicker von Holstein Quickborn, deren Fußballchef sich einen der größten Fleischhandel Schleswig-Holsteins aufgebaut hat. Da haben die Eulen auf ihrem Weg nach Athen wohl gerade in Wedel Rast gemacht. Die Quickborner trugen das Federvieh munter weiter: Bei ihrem eigenen Turnier spendierten sie dem ersten Eigentorschützen tröstliche 25 Euro.
Nun war der Meiendorfer SV dran, vom gewohnten Wege abzuweichen. Eigentlich sollte sich der Oberliga-Zweite am Samstag beim Turnier des Post SV der lokalen Konkurrenz aus Farmsen, Berne und Sasel erwehren. Weil die Meiendorfer sich aber am Donnerstag in Alsterdorf etwas zu gut über das Parkett bewegten, mussten sie das Stelldichein absagen. Durch ein 2:1 gegen den SC Concordia wurde der MSV Hamburger Hallenmeister und durfte sich am Freitag und Samstag mit dem internationalen Teilnehmerfeld des Salzbrenner-Cups messen. „Unseren Briefkopf ändern wir noch nicht“, so Marketingleiter Torsten Offner.
Im Konzert der Großen verdarben sich die Meiendorfer eine mögliche Überraschung, weil sie im Auftaktspiel gegen die kroatische Hallen-Auswahl (0:4) zu spät ihren Respekt ablegten. Die Kroaten gewannen schließlich im Endspiel 4:1 gegen Trelleborg, für Meiendorf blieben achtbare Resultate gegen Esbjerg (3:3) und Lübeck (1:2). Ihr Remis gegen die Dänen hätte den Meiendorfern die Möglichkeit gegeben, in den Chor einiger St. Pauli-Anhänger einzustimmen, die ganz unverzagt vom Vorrunden-Aus ihrer Schützlinge „Keine Punkte, keine Tore - Ha-Es-Vau“ skandierten. Der Vorjahressieger HSV indes glänzte in Alsterdorf durch Abwesenheit und veranstaltete gestern sein eigenes Turnier. Ausgerechnet dieses Event in der Color-Line-Arena brachte Horst Peterson um die Verlegenheit, nach Tönungen Ausschau zu halten. Denn traditionell färbt der Alsterdorf-Turnierveranstalter sich das Haar, wenn die 4.500 Plätze in der Halle ausverkauft sind. Die knapp 7.000 an beiden Tagen abgesetzten Tickets lassen die Zukunft des Turniers zwar nicht verwirrend, aber ungewiss erscheinen.
Möglicherweise ist alles aber auch ganz einfach. Dann ist Hallenfußball ein Spiel für zehn Leute, und am Ende gewinnt immer Meiendorf. Wenn es denn gerade Zeit hat. Oder Kroatien. Beim Wandsbek-Cup am kommenden Samstag tritt der Meiendorfer SV jedenfalls als Titelverteidiger an.