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Bremen verliert „Stadtmusikanten“

Betr.: „Staatsorchester fortissimo gegen Schulte“, taz vom 23.6.2000

Das kulturelle Leben wird zugunsten von Prestigeobjekten wie der Rennbahn erlahmen, wenn es nach Senator Schulte (CDU) geht. Es ist leider kein guter Witz, wenn Schulte nicht einmal weiß, dass seine Behörde fünf neue Stellen für das Staatsorchester bereitgestellt hatte, die es nun doch nicht bekommen soll. Ansonsten würde ich darüber laut lachen. Seine Staatsrätin Elisabeth Motschmann nennt es einen „Fehler“ der Verwaltung.

Die Verwaltungsarbeiten im Orchester sind bisher ehrenamtlich von der Philharmonischen Gesellschaft abgewickelt worden, was es sonst nirgends gibt. Für eine qualifizierte und kontinuierliche Arbeit ist es wichtig, dass diese professionell getätigt wird. Mit einem auf 70 Musikerstellen reduzierten Orches-ter vermindern sich auch seine künstlerischen Möglichkeiten. Mit dieser mangelhaften Besetzung sind kaum Konzerte mit romantischem oder spätromantischem Repertoire möglich. Aushilfsmusiker sind da kaum eine Lösung.

Im Jahr 2001 ist die Stelle des Generalmusikdirektors neu zu besetzen. Wer will sie denn einnehmen angesichts der schlechten Bedingungen? Wen wundert's da, wenn Bremen seine „Stadtmusikanten“ nach und nach verliert, um sich Orte wie Hamburg oder Wien zu suchen, wo ihre Leistungen vielleicht besser gewürdigt werden?

Clara Lenina

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