Bremen und die Welt: Postkolonialer Geist
■ 175 Jahre Achelis & Söhne im Schütting
„Akili“ - das ist kein afrikanisches Rauschmittel, sondern der Name, den sich das alte bremische Handelshaus Achelis & Söhne gibt, wenn es auf internationalen Parketten als „Global Player“ agiert und – so die Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der ehemaligen Tabak-Händler – „Gabelstapler nach Tansania verleast oder Taiwan mit Küchen und Hausgeräten“ versorgt.
Bei der Jubiläumsfeier am Mittwoch im Schütting rekurrierten alle Redner auf den weltkulturell aufgeladenen Firmen-Dach-Namen. Dieser entspräche zwar höchsten Anforderungen an modernes unternehmerisches Identitätsdesign, sei aber – und hier liegt das Wunder – organisch aus der Seele Afrikas entsprungen. Und das kam laut Handzettel undbürgermeisterlicher Jubiläums-Scherf-Rede so: „Nachdem sich der in Ostafrika schwer auszusprechende Name Achelis zu ,Akili' abgeschliffen hatte, stellte sich heraus, dass dieses Wort in Suaheli mit ,Know-How' zu übersetzen ist.“ Und damit nicht genug, denn nach Adoption des neuen Namens zeigte sich außerdem, dass die Lautfolge auch im Chinesischen so etwas wie „Wissen“ bedeutet!
Kraft dieses Herrschaftswissens gelang der zunächst aussichtslos erscheinende Übergang von der Ära der Kolonialpolitik zur modernen Wirtschaftsglobalität, was Scherf „stolz“ machte. In der Tat, der polyglotte Geist nach-kolonialer transnationaler Organisationsformen wurde im Schütting eindrucksvoll inszeniert: Nicht nur war die verteilte Festschrift augenfällig vielsprachig gehalten (auch östliche Schriftzeichen waren zu sehen), sondern darüber hinaus agierten Funktionäre exotischer Tochterfirmen sehr schön bunt in ihren eigenen Landessprachen: Sie durften die nächsten Festredner ansagen.
Alles in allem eine gelungene Synthese aus Kontinuität und Wandel.
Zeno Ackermann
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