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Bremen übernimmt Grunau-Erbe

■ Wirtschaftssenator zufrieden / Finanzielle Belastung durch Grunau-Altlasten noch offen

Zufrieden stellte Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) sich gestern Mittag vor die Presse: Die Stadtgemeinde Bremen wird sich finanziell bei der Bereinigung des Grunau-Erbes beteiligen, um die „Neuordnung des AG-Weser“-Geländes zu ermöglichen. Wie das im Einzelnen geschehen soll, wieviel Bremen dafür letztlich zahlen muß und was aus dem AG-Weser-Gelände werden soll, das bleibt aber vorerst offen. In ein neues Dornier-Gutachten sollen auch die vom Senator für Stadtentwicklung vertretenen „städtebaulichen Aspekte“ einfließen. Am südöstlichen Rand des AG-Weser-Geländes soll mit Lichthaus, Fährhalle und Fährweg ein durch kulturelle Projekte aufgewerteter Zugang zur Weser geschaffen werden. In der ursprünglichen Vorlage war dafür vom Wirtschaftssenator noch das Wörtchen „kann“ eingesetzt. die Grünen setzten durch, daß dies Berücksichtigung finden „muß“.

Die Wirtschaftspolitiker der Ampel hatten sich seit Anfang der Woche über die finanziellen Belastungen aus dem Erbe der Grunau-Ära gestritten. Auf einen langen Fragenkatalog, auf den sich Grüne und SPD geeinigt hatten, konnte das Wirtschaftsressort und die Hibeg dann aber so detaillierte Antworten vorlegen, daß die Grünen ihre Absicht, gegen die Vorlage zu stimmen, aufgaben.

Daß die angemieteten AG-Weser-Flächen nicht längst gekündigt wurden, da seit Jahren die Pacht nicht gezahlt wurde (aufgelaufene Schuld: ca. 3 Millionen), erklärten die Hibeg-Vertreter mit dem Hinweis, die Arbeitsplätze (ca. 100) hätten nicht gefährdet werden dürfen. Was passiert, wenn die beiden Hallenkomplexe nicht für die gutachterlich festgestellten Verkehrswerte verkauft werden können, ist für Wirtschaftssenator Jäger „eine ganz offene Frage“. Um dem derzeitigen besitzer, dem Bremerhavener Unternehmer Kramer, das Risiko des Verkaufs abzunehmen, will die Stadtgemeinde in eine eigens zu gründende „Erwerbsgesellschaft“ mit einsteigen und die laufenden Zinsen, die durch die Pacht der Nutzer nicht gedeckt sind, zahlen. Insbesondere die Firma Hansa-Holz, die „schon vor anderthalb Jahren“ (Jäger) Interesse an den Maschinenbauhallen geäußert hatte, dürfte für einen Holzlagerplatz kaum 5,6 Mio auf den Tisch legen. Grunau hatte diese Hallen seinerzeit für 1,5 Mio bekommen. Falls der Verkauf der Hallen dann doch über die Bühne gehen soll, weil es für Bremen nicht billiger kommt, jahrelang die Zinsen an die Bank zu zahlen, müßte der Wirtschaftssenator bei den Wirtschaftsförderungsausschüssen einen Zuschuß beantragen. Für die Stahlbauhallen gibt es keinen Interessenten.

Die Frage, warum Bremen nicht auf seinen 20 Hektar eine sinnvolle Nutzung des Geländes planen könne und dem Unternehmer Kramer den Verkauf seiner Hallen überlassen könne, verwies Jäger auf das „Gesamtkonzept“. Kramer, meinten die Grünen, habe angedeutet, daß der direkte Verkauf der Hallen ihn in Schwierigkeiten bringen könne. In der Sitzung der Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse hatten die Grünen nach der Durchsetzung der Kultur-Projekte (Lichthaus, Fährhalle) enthalten wollen. Da sei „der Kollege Braun“ (FDP-MdBBü) „sehr deutlich geworden“, berichtete Jäger nach der Sitzung. Die Grüne Spieker: „Uns wurde deutlich gemacht, daß wir auch eine politische Verantwortung für den Neuanfang haben.“ K.W.

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