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Archiv-Artikel

Bremen im Brenner Cosmotron: Antiparallel

Wenn Powerchords auf wuchtige Trommelschläge und walzende Grooves treffen, dann aber schlagartig in ruhige, melodische Passagen übergehen, winken viele schon dankend ab. Zu oft wurde seit den frühen Neunzigern nach diesem Strickmuster versucht, Spannung aufzubauen. Und doch kann dieses Konzept immer noch funktionieren, wenn es richtig umgesetzt wird.

Auf ihrem Debütalbum „Antiparallel“ haben die fünf Bremer den Alternative-Rock nicht neu erfunden, aber verstanden, worum es dabei geht: Emotionalität, Authentizität, Dissidenz. Man mag davon halten, was man will: Cosmotron überzeugen.

Es ist ein permanentes Leiden, das die Band antreibt und das aus fast jeder Textzeile spricht: das Leiden an den Wirren der mittleren bis späten Adoleszenz, dem Eintritt in die Welt der Erwachsenen mit ihrer Verlogenheit, Langeweile und Kälte, ihren Zwängen und Kompromissen. Und dem Verhandeln der daraus resultierenden Widersprüche zum eigenen alternativen Lebensideal.

Damit arbeiten sich Cosmotron zwar an Themen ab, bei denen eher für eine jüngere Zielgruppe Klärungsbedarf besteht. Auf der musikalischen Ebene inszenieren sie dieses Leiden aber so mitreißend und auf so hohem Niveau, dass man sich dem jugendlichen Charme ihrer Songs kaum entziehen kann – unabhängig vom Alter.

Ihr Hang zur großen Geste nervt nie. Das gelegentliche Pathos der Songs wird immer sparsam dosiert, präzise eingesetzt und schafft dramatische Momente da, wo sie passen. Mit überraschender Reife und Können im Schreiben und Arrangieren eingängiger Rock-Songs ist Cosmotron ein Album gelungen, das den Vergleich mit Stars des Genres wie Nickelback, Placebo oder Staind nicht zu scheuen braucht.

Dazu trägt außer der hervorragenden musikalischen Substanz des Albums nicht zuletzt die professionelle Produktion bei. Cosmotron bewegen sich sicher zwischen emotionalen Extremen wie ohnmächtiger Wut und tiefer Verzweiflung, ohne in Kitsch und Sentimentalität abzustürzen. Und meistern diesen Balanceakt – offenbar mühelos.

Till Stoppenhagen

Cosmotron spielt kommenden Freitag, 9. Januar zusammen mit der Band Mapletree um 21 Uhr im Meisenfrei