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Archiv-Artikel

Bremen im Brenner Grandios gereift: Ilse Laus Platte „De tinnen mannen“

„Jetzt machen wir‘ne Tanzplatte...“ – so sagten sich die drei von Ilse Lau beim Gang ins Studio. Tanzen jetzt aber nicht so, wie man denken würde. Keine Disco, kein Rock‘n‘Roll, kein Rave. Sondern statt Rockdekonstruktion und grandioser Neuzusammensetzung, bislang auf drei exzellenten Alben mit eigener Handschrift vorexerziert, nunmehr das: gerade Takte, vergleichsweise knappe, entschlackte Kompositionen. Erstmals zusätzlich akzentuiert durch gelegentliche Gesangseinlagen.

Die Band hat sich gründlich neu erfunden. Ilse nimmt ihre HörerInnen auf Album Nummer 4 ganz freundlich bei der Hand, trägt auch in dieser Saison jenen zarten Dub-Hauch-von-einem-Schleier, der ihr schon im letzten Sommer so gut stand. Dabei ist Ilse Lau immer noch von ganzem Herzen den entlegeneren Regionen fortschrittlicher Rockmusik zugetan – Captain Beefheart, Pere Ubu oder U.S. Maple zum Beispiel –, hat aber das Wissen darum derart durchdrungen, dass sie leichter Hand daraus etwas ganz Eigenes machen kann, das ihre bisherigen Alben zusammenfasst und in eine verbindliche Form überführt.

Kompakter, zupackender als zuvor klingt das Trio auf „de tinnen mannen“, spielt funky, lässt Gäste strahlende Bläsersätze setzen, und manchmal klingt gar eine Art Drum‘n‘Bass-Beat an. Ihre reifste Platte bis zum heutigen Tag. Andreas Schnell

Ilse Lau: „De tinnen mannen“ (Fidel Bastro / Broken Silence)