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Archiv-Artikel

Breitere Radspuren

ZWEIRADSTADT Und er bewegt sich doch: Auf den steigenden Fahrradverkehr will der Senat mit breiteren Radstreifen reagieren. Junge-Reyer erwartet 20 Prozent Fahrradverkehr

„Man könnte sogar einen Anteil von 25 Prozent anstreben“

SARAH STARK, ADFC

Der Senat rechnet damit, dass sich der Anteil des Fahrradverkehr bis 2025 auf 20 Prozent erhöht. Mathias Gille, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bestätigte gegenüber der taz, dass dies ein Ziel des Stadtentwicklungsplanes Verkehr für 2025 sei.

Den Zuwachs erwartet Gille, weil sich die Bedingungen für Radfahrer in Berlin verbessert hätten. Außerdem hält er die veränderte Radkultur für einen Grund: „Inzwischen ist das Fahrrad ein Verkehrsmittel wie jedes andere geworden.“ Doch trotz verbesserter Bedingungen müsse weiter an der Fahrradinfrastruktur gearbeitet werden. So plane der Senat laut Gille, Lücken im Netz der Radwege zu schließen. Dafür würden weitere fehlende Radstreifen und Radwege gebaut oder bestehende nach Möglichkeit sogar verbreitert. Zudem soll es mehr Abstellanlagen geben. Dafür nehme der Senat im nächsten Jahr 2 Millionen Euro in die Hand.

In den vergangenen acht Jahren ist der Radverkehrsanteil von 10 auf über 13 Prozent gestiegen. Radwege und Radstreifen werden aber nur in den Straßen gebaut, in denen mehr als Tempo 30 erlaubt ist. Das betrifft ein Drittel der Straßen. Insgesamt wurden die auf den Fahrbahnen ausgewiesenen Radstreifen seit 2006 um 45 Kilometer verlängert. Die benutzungspflichtigen Radwege wurden hingegen um etwa 40 Kilometer gekürzt.

Sarah Stark, Landesvorsitzende vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Berlin, unterstützt die Ziele des Senats. „Man könnte sogar 25 Prozent anstreben“, sagt sie. Aber dementsprechend müssten auch die Anlagen ausgebaut werden. So bräuchten Fahrradfahrer breitere Spuren oder sogar die Möglichkeit, die rechte Spur ganz für sich zu nutzen.

Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, kritisiert hingegen die Vorgehensweise der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. In der Summe sei durch die Kürzung der Radwege und den Bau der Radstreifen dieselbe Länge an Fahrradinfrastruktur vorhanden wie 2006, sagt sie. Zudem würde in Tempo-30-Zonen selten die Geschwindigkeit überprüft, sodass es dort entweder Radanlagen oder verstärkte Kontrollen geben müsste.

KRISTIN RUCKSCHNAT