Brasiliens neue Klimaziele: Regierung will Rodungen verringern

Die brasilianische Regierung will in Zukunft weniger Regenwald abholzen, gestoppt werden die Rodungen aber nicht. Der verlorene Wald soll durch Monokulturen ersetzt werden.

Schreitet weiter voran: Die Abholzung des Regenwalds im Amazonasgebiet. Bild: dpa

Brasilien will die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasgebiet bis 2017 um rund 60 Prozent verringern. Entsprechend werde der Ausstoß von Treibhausgasen in dem Zeitraum um 4,8 Milliarden Tonnen sinken, rechnete Umweltminister Carlos Minc vor, als er am Montag den nationalen Plan zum Klimawandel vorstellte. Damit bekennt sich Brasilien zum ersten Mal zu einem messbaren Ziel im Kampf gegen die Urwaldzerstörung.

2017 sollen demnach "nur" noch 5.000 Quadratkilometer Wald im Jahr vernichtet werden, eine Fläche von der doppelten Größe des Saarlandes. "Wir haben Ziele. Noch sind sie bescheiden, aber wir können sie verbessern", sagte Minc. Bislang hatte sich Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hartnäckig geweigert, sich zu irgendwelchen Vorgaben zu verpflichten, wie es brasilianische Umweltgruppen und internationale Verhandlungspartner seit Jahren fordern. Da die Industriestaaten für den Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich sind, so die Logik des Präsidenten, hätten sie gar kein Recht, dem Süden durch Forderungen zum Waldschutz "Entwicklungschancen" zu verbauen.

Der Schritt nach vorne hängt mit der UN-Klimakonferenz in Poznan zusammen. Auf ihr wird der Umweltminister nächste Woche den brasilianischen Plan vorstellen. Wegen ihrer Weigerung, sich auf verbindliche Ziele festzulegen, galten die Brasilianer auf den vergangenen UN-Konferenzen als Bremser. Die Rodungen im Amazonasgebiet sind für drei Viertel der brasilianischen Treibhausgase verantwortlich. Insgesamt trägt die Zerstörung der Tropenwälder mit rund 20 Prozent zur Erwärmung der Atmosphäre bei.

Am letzten Freitag musste die Regierung einräumen, dass die Vernichtung des Regenwaldes in Amazonien erstmals seit vier Jahren wieder schneller voranschreitet. Demnach wurde von August 2007 bis Juli 2008 eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern völlig entwaldet, 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Brandherde nahm sogar um 49 Prozent zu. Minister Minc machte vor allem die Soja- und Rindfleischproduktion für den Anstieg verantwortlich.

Nach den neuen Zielen könnten bis 2017 weitere 70.000 Quadratkilometer Urwald komplett vernichtet werden. Entsprechend harsch fielen die Reaktionen der Umwelt-NGOs aus, die die Parole "Null Entwaldung bis 2015" ausgegeben haben. "Damit werden die illegalen Rodungen legitimiert", meint Roberto Smeraldi von Friends of the Earth, und zwar "just in jenen Gebieten, die wegen ihrer Nähe zu Städten und Straßen nachhaltig bewirtschaftet werden könnten".

Dass von Umdenken im Regierungslager keine Rede sein kann, zeigen weitere Passagen des Klimaschutzplans: Bis 2015 will Brasilien den "Nettoverlust an bewaldeter Fläche" ausgleichen - größtenteils durch die Ausweitung von Eukalyptus-Monokulturen mit hohem Wasserverbrauch in anderen Teilen des Landes.

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