: Brandstiftung in Karibik–Hotel?
■ FBI ermittelt in Puerto Rico wegen Brandstiftung / Bisher 60 Todesopfer / Gewerkschaft nach Konflikt mit Hotel–Leitung verdächtigt / Gewerkschaftschef mit Kontakten zu Separatisten
Washington (afp) - Nach dem Brand in einem Luxushotel in San Juan auf Puerto Rico sind bis Freitag nach offiziellen Angaben bereits rund 60 Tote geborgen worden. Mit einem weiteren Ansteigen der Opferzahlen wird gerechnet. Das „Dupont Plaza“, das 423 Zimmer hatte, war an Silvester vorwiegend mit US–Touristen voll besetzt. Unterdessen haben die ersten Ermittlungen den Verdacht erhärtet, daß der Brand kriminellen Ursprungs ist. Das gerichtsmedizinische Institut des 51. US–Bundesstaats Puerto Rico teilte am Freitag mit, bisher seien nur Opfer geborgen worden, die sich an der Oberfläche der Trümmer befanden. Bei der Suche in der Tiefe der Ruinen würden mit Sicherheit weitere Tote gefunden. Der puertoricanische Zivilschutz schätzte bereits am Donnerstag, daß bei dem verheerenden Feuer hundert Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die US–Bundeskriminalpolizei FBI konzentriert ihre Nachforschungen auf die Annahme, daß der Brand vorsätzlich gelegt wurde. In dem Hotel war es in letzter Zeit zu Konflikten zwischen der Direktion und dem gewerkschaftlich organisierten Personal gekommen. Der Großbrand vom Mittwoch begann zehn Minuten, nachdem die rund 250 Gewerkschaftmitglieder der 450 Hotelangestellten ein Vertragsangebot abgelehnt hatten. Nach Angaben mehrerer Zeugen der Vorfälle kam es zu einer Reihe von Explosionen, wobei jedoch unklar war, ob diese das Feuer ausgelöst hatten oder ob sie durch den Brand verursacht wurden. Der Rechtsanwalt und „Teamster“–Chef Jorge Farinacci wies Verdächtigungen jedoch entschieden zurück und erklärte, nur eine „Gewerkschaft von Verrückten“ wäre imstande, ein solches Verbrechen zu begehen. Er rief die Mitglieder seiner Organisation zur Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden auf und setzte eine Belohnung von 15.000 Dollar für die Ergreifung der Täter aus. Farinacci ist dem FBI kein Unbekannter: Der Gewerkschaftsführer befindet sich zur Zeit gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß, in Erwartung eines Prozesses, in dem er wegen Beteiligung an einem Raubüberfall auf ein Geldtransportunternehmen in Hartford (Connecticut) angeklagt ist. Außerdem steht Farinacci laut FBI in Verbindung mit der puertoricanischen Separatistenorganisation „Macheteros“, auf deren Konto mehrere Attentate und Sabotageakte auf der Insel gehen. Der puertoricanische Gouverneur Colon meint, daß der Brand nichts mit politischen Spannungen zu tun hat.
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