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Boxpromoter Ahmet Öner"Wir sind das Pack"

Der Hamburger Promoter Ahmet Öner zählt zu den umstrittensten Figuren des deutschen Boxgeschäfts. Profitabel ist sein Camp nicht. Aber das kratzt ihn nicht.

Ahmet Öner will sich gefallen und redet sich dabei viel häufiger um Kopf und Kragen. Bild: dpa

HAMBURG taz Ausgerechnet Machiavelli also, der italienische Politiker und Philosoph, dessen Name für rücksichtslose Machtpolitik, für eine despotische Herrschaft steht, dient Ahmet Öner als Beweis seiner Bildung. Öner ist Boxpromoter, er verdient sein Geld in einem "Scheißgeschäft", wie er es selbst nennt. Über seine Promoter-Kollegen und sich selbst sagt der 37-Jährige: "Wir sind das Pack." Öner benutzt das Vokabular eines Gossenjungen, er beleidigt jeden, der ihm gerade einfällt, ohne dabei Luft holen zu müssen. Und jetzt ist mal wieder Klaus-Peter Kohl dran, der Chef des Hamburger Boxstalls Universum. "Wenn ich dem Machiavelli sage, fragt er, ob das eine Currywurst-Geschichte ist. Ich kenne ihn. Der Typ ist nichts."

So redet Ahmet Öner. Er will gefallen. Er kann auch charmant sein. Aber häufiger redet er sich um Kopf und Kragen. Öners Arena Boxpromotion steht vor dem bisherigen Höhepunkt der zweieinhalbjährigen Unternehmensgeschichte, einer Weltmeisterschaft im Schwergewicht, und Öner wütet durch die Szene wie ein Wilderer durch die Elefantenherde. Kompromisslos und unaufhaltsam. An die Gepflogenheiten des Geschäfts hält er sich nicht. So tut er gar nicht erst so, als glaubte er ernsthaft an eines Sieg seines Boxers Juan Carlos Gomez über Titelträger Witali Klitschko. "Ich will Gomez nicht verletzen, aber wenn ein anderer boxen würde, wüsste ich, dass er gewinnt", sagt Ahmet Öner vor dem Duell am Samstag in Stuttgart. "Zwölf Runden Schwergewichtskampf, hoffentlich schafft er das."

Ahmet Öner wuchs als Sohn türkischer Eltern in Duisburg-Marxloh auf und verbüßte schon als 18-Jähriger wegen Drogendelikten eine Jugendstrafe. Mit Sonnenstudios verdiente er schließlich ehrliches Geld, er hatte sein Abitur nachgeholt und ein BWL-Studium begonnen. Öner versuchte sich auch als Profiboxer, bestritt 23 Kämpfe, von denen er fünf verlor, bevor er in Konkurrenz zu seinem ehemaligen Promoter Klaus-Peter Kohl in Hamburg einen eigenen Boxstall eröffnete. Geld verdient Öner mit seinem Unternehmen bislang nicht. Er hält sich trotzdem am Markt, denn er wird von potenten Geldgebern unterstützt - die allerdings kaum in Erscheinung treten.

Das Jahr 2009 mache Hoffnung auf schwarze Zahlen, sagt Öner. Er setzt jetzt auf den US-Markt. Dort will er seine kubanischen Boxer groß herausbringen, allen voran den Federgewichtler Yuriorkis Gamboa, Olympiasieger von Athen. Öner hat sich als Anlaufstelle Nummer eins für kubanische Boxer etabliert, die ihr Land verlassen wollen. Öner kennt die richtigen Leute. Anwälte, Schleuser, Kontaktpersonen. Öner erzählt, dass er auch die Familie von Gamboa "rausgeholt" habe. Es ist ein Handel mit Menschen. Es geht um Profit. Um Macht. Um Ruhm.

Ahmet Öner findet Ahmet Öner ziemlich gut. Er sagt: "Ohne großes Studium habe ich ein paar Euro verdient." Ahmet Öner ist auch ein ehrlicher Mensch. Er ist auf komische Dinge stolz. Etwa darauf, sich nicht an Drogengeschäften bereichert zu haben. "Ich war zu blöd dafür", sagt er. Er ist stolz darauf, "keinen beklaut und keine Frau vergewaltigt" zu haben. Er ist stolz darauf, kein Zuhälter zu sein. "Ich bin ein Kaufmann", sagt Öner. Ein Kaufmann, der sich seiner Bekanntschaft mit den "Osmani-Brüdern" rühmt, einer Familie aus Exjugoslawien, die in Hamburg wegen des Verdachts der organisierten Kriminalität unter Beobachtung des Bundesnachrichtendienstes steht.

Öner ist ein Kaufmann, gegen den die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen 16 verschiedener Delikte zwischen September 2004 und Mai 2008 Anklage erhoben hat. Die Vorwürfe lauten auf: Erpressung, Nötigung, Bedrohung, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung. Der Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Bei Universum Box-Promotion hat Öner Hausverbot, bei einer Veranstaltung war er handgreiflich geworden. Auf die Frage, ob er sich selbst als aggressiv bezeichnen würde, sagt Öner: "Nein, ich würde mich als emotional bezeichnen." Und dann redet er sich so richtig in Rage: "Es kommen immer so komische Riesen, die voller Testosteron gepumpt sind und mit mir nicht klarkommen. Aber keiner sieht den Anfang von der Geschichte. Da stehen sie so aggressiv, wollen sich wichtig machen für Kohl, gucken mich ganz doof an. Ich bin der Unbeugsame, mehr will ich nicht, ich reagiere nur, ich agiere nicht."

Bernd Bönte, der Manager von Witali und Wladimir Klitschko, hat das anders erlebt. Er wurde von Öners Gehilfen in einem Restaurant bedroht, weil auch die Klitschkos Öner bei ihrem letzten Kampfabend in Berlin nicht einlassen wollten. Jetzt nimmt Bönte immer Leibwächter mit, wenn er Öner begegnet. "Wir haben noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, der mit Bedrohung arbeitet", sagt Bönte. Auch Witali Klitschko gefällt das nicht. Er sagt: "Boxen ist kein aggressiver Sport, das ist ein Kampf zwischen Gentleman."

Es gibt Momente, in denen selbst Ahmet Öner an Ahmet Öner zweifelt. Dann sagt er: "In irgendeiner Form bin ich immer durchgekommen. Und immer ist es besser geworden. Aber vielleicht kommt irgendwann ein Absturz, ich weiß es nicht." Doch die Zweifel halten sich nicht lange. Schon sagt Öner: "Es sieht nicht so aus, um ehrlich zu sein."

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2 Kommentare

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  • H
    Henry

    Um noch mehr über diesen unangenehmen Zeitgenossen (D)Öner zu erfahren, gibt es einen aussagekräftigen Link:

    http://www.pi-news.net/2010/01/tuerkenbonus-fuer-ahmet-oener/

    Ansonsten bedaure auch ich, dass die taz sich auf solch ein Niveau begibt.

    Erschreckend blöd auch die letzten Fernsehkommentare von Öner: "Geld regiert die Welt" und "Mit so einem Bündel Scheinen kann man alles erreichen".

    Schade für den talentierten Steffen Kretschmann, aber bei Herrn Kohl wäre er besser aufgehoben.

  • AL
    Andreas Loizidis

    Sehr geehrte Damen und Herren der taz,

     

    stellt die taz nun schon solchen ein Forum, auf dem sie auftreten und ihre Unbewusstheit "mit Stolz" präsentieren können? Das entspräche einem Absturz der taz auf das Milieu dieser Menschen und auf das Nieveau der "Talk Shows" unserer bundesdeutschen, privaten Fernsehsender. Ich wünsche Ihnen eine handvoll Selbstzweifel bezüglich Ihrer Themenauswahl, denn das bewahrt vor dem unreflektierten Stolz eines Orientalen ...