Boxfamilie George Foreman: Sparring mit dem Vater
Der ehemalige Box-Weltmeister im Schwergewicht George Foreman hat zehn Kinder. Einer davon, George Foreman III, könnte ihn beerben - und dem US-Boxen neues Leben einhauchen.
Die bisher härtesten Tests hat er schon bestanden. Als George Edward Foreman III zu Hause gestand, dass er über eine Profiboxkarriere nachdenke, führte ihn sein Vater auf ihrer Farm in Marshall, Texas, an einen Hügel. Dort sollte der junge Mann die nötige Kraft dafür nachweisen, indem er einen Jeep hinaufziehe. Weil ihm das ein Stück weit gelang, durfte er am nächsten Tag im Gym der Familie boxen. Dort bekam der 26-Jährige eine harte Rechte ins Gesicht. Und dann noch eine und noch eine, wie er erinnert, "bis ich anfing, meine Beine zu gebrauchen".
Gute Idee. Man hat ja eh schon eine harte Zeit, wenn man sich einen ehemaligen Schwergewichts-Weltmeister für die ersten Sparringsrunden des Lebens aussucht. Und sie wird auch nicht dadurch leichter, dass dieser dein leiblicher Vater ist. Im Gegenteil: Von dem ganzen Das-ist-doch-mein-Sohn-Getue müsse er sich als Trainer und Partner komplett verabschieden, findet George Foreman I.
Nur dann kann er George Foreman III, seinem Zweitgeborenen von insgesamt zehn Kindern, eine echte Hilfe sein. Nur dann kann dieser eventuell dahin kommen, wo Big George im Abstand von 20 Jahren zwei Mal gewesen ist: auf dem Thron des unumstrittenen Champions.
Gemessen daran wird es George Foreman III am Samstagabend eher leichter haben. Dann trifft der 1,96 Meter große Hüne, den sie The Monk rufen, in einer Mehrzweckarena in Las Cruces, New Mexico, im zweiten Profiduell auf einen gewissen George Burrage. Der bringt mit fünf Niederlagen in fünf Kämpfen genau den Rekord mit, der den Puls des Youngsters mit dem großen Namen beruhigen sollte.
Auch Clyde Weaver, den der Debütant Anfang Juni in 76 Sekunden abfertigte, gilt nach zwei Pleiten nicht als echter Schrecken. Ein neuer Foreman, der dem Schwergewichts-Boxen in den USA neues Leben einhauchte - das wäre ganz nach dem Geschmack dortiger TV-Sender und Promoter, die an der aktuellen Dominanz osteuropäischer Profis schier verzweifeln.
In den Ranglisten des Fachblatts The Ring sind gerade noch drei US-Boxer unter den Top Ten im Schwergewicht gelistet. Skeptische Beobachter merken jedoch ein paar entscheidende Unterschiede zwischen George III und George I an. Während der Olympiasieger von 1968 einen soliden Amateur-Hintergrund hatte, ist der Novize von 2009 ein absoluter Anfänger. Und ökonomisch gesehen, ist der Absolvent der Rice University in Houston, der einen Bentley fährt, nicht auf den Erfolg im Ring angewiesen.
Alle fünf Söhne haben eine akademische Laufbahn erhalten, weil ihr Vater ihnen den schmerzvollen Aufstieg als Faustkämpfer ersparen wollte. Nun ist er als Berater und Manager doch wieder dabei, weil er zumindest den Kämpferwillen in George III erkannt haben will. Weitere Prognosen wagt er nicht. Mit den Aussichten im Profiboxen sei es wie mit dem Versuch, einen Schokoladenkuchen zu backen, verriet Foreman I kürzlich einem amerikanischen Sportreporter: "Du rührst die Zutaten ein, stellst den Ofen an und hoffst das Beste. Aber bis er da rauskommt, weißt du nicht, was du kriegst."
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