■ BouleVox: Neue Stimme bei Vox
Was war eigentlich nochmal Vox? War das nicht dieser Sender, der vor ein paar Jahren auf dem Bildschirm auftauchte und so tat, als könne er das Fernsehen neu erfinden und dann für Bertelsmann zum finanziellen Fiasko und für den Rest der Branche zur Lachnummer wurde, weil er irgendwann mehr Magazine als Zuschauer hatte?
Genau, das war Vox. Was viele, die nicht zu den notorischen Zappern gehören, vielleicht gar nicht wissen: Vox sendete auch nach der Pleite unter neuer Regentschaft unverdrossen weiter. Mit einem vorwiegend aus 1b-Konserven bestehendem Programm. Wohlwollend beäugt von der nordrheinwestfälischen Landesmedienanstalt (LfR), die – „Spiegel-TV“ sei dank – keinen Anlaß sah, die einmal erteilte Lizenz für ein „informationsorientiertes Vollprogramm“ zurückzuziehen.
Nun beginnt man bei Vox unter dem Gebot der wirtschaftlichen Vernunft gaanz, gaaanz langsam, wieder etwas Eigenes zu produzieren bzw. produzieren zu lassen. Nach „wa(h)re Liebe“, „Vox- Tours“ und „Schnittplatz“ heißt das neuste Kind „Exakt“. Und das gibt's gleich werktäglich um 18.15 Uhr. Hinter dem verwechslungsanfälligen E-Titel (siehe auch: „Extra“, „Explosiv“) verbirgt sich ein Magazin, das sich Reportage nennt, aber doch eher Boulevard ist. Ein bißchen Nachricht, aber vor allem viel Schicksal, Herz und Schmerz, gezuckert mit einer ordentlichen Portion Human Touch. Hinter „Exakt“ steht ein ebenso routiniertes wie eingespieltes Duo: Als leitender Redakteur und Produzent Dieter Lesche, der als RTL-Chefredakteur seinerzeit auch „Explosiv“ auf den Schirm hievte, und als Moderatorin Maggie Deckenbrock. Die 40jährige war unter Lesche RTL-Nachrichtenchefin und gehörte später zur emphatischen Vox-Gründerriege. Als der Sender abschmierte, wechselte sie zu premiere, und diente zuletzt als Redaktionsleiterin bei unser aller Betroffenster, Margarete „Schreinemakers“.
Bei „Exakt“ soll es nun vieles geben. In großer Bandbreite, versteht sich! Nur keine Sex-Themen. Sagt jedenfalls Lesche. Was sich womöglich als Fehler erweisen wird. Rein wirtschaftlich, versteht sich.Reinhard Lüke
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