Botschaftsattacke in Libyen und Ägypten: Islam als Krebs
Die Stürmung amerikanischer Einrichtungen in Bengasi und Kairo ist der vorläufige Endpunkt einer Kontroverse um einen obskuren Amateurfilm.

WASHINGTON afp | Hinter den Angriffen auf US-Vertretungen in Ägypten und Libyen steht ein obskurer Amateurfilm, der sich in beleidigender Weise über den muslimischen Propheten Mohammed lustig macht.
Produziert hat den Streifen ein US-Bürger mit israelischen Wurzeln. Sam Bacile, ein 52-jähriger Entwickler von Immobilienprojekten aus Kalifornien, bezeichnete den Islam im Wall Street Journal am Dienstagabend als „Krebs“.
Bereits Anfang Juli wurde eine 14-minütige Vorschau des Films „Innocence of Muslims“ („Die Unschuld der Muslime“) auf dem Videoportal Youtube online gestellt. In dem Zusammenschnitt wird Mohammed als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder dargestellt sowie als „Bastard“ beschimpft. In einer ebenfalls veröffentlichten Szene nennt Mohammed einen Esel „das erste muslimische Tier“.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde das us-amerikanische Konsulat im libyschen Bengasi unter anderem mit Raketen attackiert. Unter den vier Opfern soll sich nach Angaben der Libyschen Regierung auch der Botschafter Christopher Stevens befinden. Washington hat bislang nur den Tod eines ungenannten Diplomaten bestätigt. (12.9., 12.15 Uhr)
5 Millionen Dollar Produktionskosten
Der New York Times zufolge erhielt der Trailer wenig Aufmerksamkeit, bis in der vergangenen Woche eine auf Arabisch übersetzte Version auftauchte. Ein koptischer Christ aus Ägypten, der in den USA lebt und im Internet mit verbalen Breitseiten gegen Muslime aufgefallen sei, habe das Video auf seinem Blog veröffentlicht. Schließlich griffen Zeitungen und das Fernsehen in Ägypten das Thema auf. Zunächst hieß es dabei fälschlicherweise, der Film sei von Kopten aus den USA produziert worden.
Bacile sagte dem Wall Street Journal, er habe den zweistündigen Film im vergangenen Jahr in Kalifornien gedreht. Rund 60 Schauspieler und eine 45 Mann starke Crew seien an dem dreimonatigen Projekt beteiligt gewesen. Um die Produktion zu finanzieren, habe er fünf Millionen Dollar von rund einhundert jüdischen Spendern eingesammelt. „Der Film ist ein politischer Film. Es ist kein religiöser Film“, sagte er der Zeitung.
Im Zusammenhang mit dem Video taucht ein weiterer Name auf, der mit islamfeindlichen Tendenzen in den USA in Verbindung gebracht wird: Pastor Terry Jones aus Florida. Jones hatte im Frühjahr 2011 mit der Verbrennung des Korans blutige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Der evangelikale Pastor erklärte laut US-Medien, Ausschnitte des Films in seiner Kirche zeigen zu wollen. Der Film zeige „in satirischer Weise“ das Leben Mohammeds und mache die „destruktive Ideologie des Islam“ deutlich.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Start der Münchner Sicherheitskonferenz
Kulturkampf gegen Europa
ZDF-Sendung „Klartext“
Weidel gegen Weidel
Auto rast in Demonstration in München
Fast 30 Verletzte – Söder und Faeser sprechen von Anschlag
Chef von Rüstungsverband über Sicherheit
„Es gilt das Recht des Stärkeren“
Politikvertrauen bei Muslim*innen
Dramatischer Vertrauensverlust
Nach der Amokfahrt in München
Ermittler:innen gehen von islamistischem Motiv aus