■ Bosnien braucht eins, zwei, viele Morillons: Wörner und Naumann vom Himmel
Ein kleiner französischer General, Kommandeur der UNO-Truppen in Bosnien-Herzegowina, hat unfreiwillig vorexerziert, welche Hoffnungen allein die Anwesenheit eines hohen UNO-Vertreters in den eingeschlossenen Städten Ostbosniens wecken kann. Unabhängig von den persönlichen Motiven General Morillons, die Wirkungen seiner Geste auf die hungernde und frierende Bevölkerung in Srebrenica sind beachtlich. Um die Stadt herum wird zwar immer noch geschossen, aber die Menschen aus den umliegenden Dörfern kommen, um hier Schutz zu suchen. Ostbosnien braucht mehr davon, und zwar schnell! Die bundesdeutschen Transall-Maschinen, die in den kommenden Tagen gemeinsam mit den Amerikanern dort Hilfsgüter abwerfen wollen, sollten besser auch gleich Hoffnungsträger abwerfen. In den ersten beiden Fliegern müßten Nato-Generalsekretär Manfred Wörner und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, sitzen. Ersterer, um der Nato im Konflikt endlich mal eine friedliche und nützliche Rolle zu geben. Letzterer, um das Ansehen seiner Truppe, das er immer gefährdet sieht, mit einem Sprung deutlich aufzubessern. Klaus Naumann könnte über Goražde abspringen, Wörner, ein passionierter Fallschirmspringer, darf man zutrauen, zielgenau auch im kleineren Kessel um die eingeschlossene Stadt Zepa zu landen. Für etwaige Bündnispartner, die sich der Aktion anschließen wollen, stehen anschließend immer noch die eingekesselten Städte Zvornik und Gabela zur Verfügung.
Wörner und Naumann gäben mit einer solchen Aktion zum ersten Mal in ihrem soldatischen Leben Zivilisten Hoffnung. Die beiden zackigen Herren könnten mit ihrer breiten Brust Schutzschild für Zehntausende Hungernde sein, auf so einen wird nicht so leicht geschossen. Sie könnten mit ihrer Anwesenheit in den eingeschlossenen Städten aber vor allem gewährleisten, daß der Westen alle friedlichen Mittel einsetzt, um die Menschen in Ostbosnien nicht verhungern, nicht erfrieren und nicht massakrieren zu lassen. Hals und Beinbruch, die Herren! Hermann-Josef Tenhagen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen