Boshaftes aus dem Fernseh-Leben: TV total pointiert
Die unmittelbarste Fernsehkritik liefert das Fernsehen selbst: "Switch Reloaded", dritte Staffel (ProSieben, Dienstag, 22.15 Uhr)
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Medienjournalisten lieben "Switch Reloaded", diese "kreative Müllabfuhr" des deutschen Fernsehens, wie Stefan Niggemeier die ProSieben-Comedyshow in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung genannt hat.
Sie wollen eben keine schlechten Verlierer sein.
Denn die mitunter beängstigende Präzision, mit der das Ensemble von "Switch Reloaded" all den Bildschirmexistenzen zu Leibe rückt, die man kennt, ohne sie kennen zu wollen, die Boshaftigkeit der Parodien und die tiefe Wahrheit dahinter - diese Form der Fernsehkritik ist so viel unmittelbarer und pointierter als die meisten Rezensionen in den Zeitungen.
Nehmen wir zum Beispiel Max Giermann, der sich für die neue dritte Staffel zum ersten Mal an Stefan Raab rangewagt hat - und damit mal wieder brilliert (wie vorher schon mit Reinhold Beckmann und Tim Mälzer): Alles, was man über Raab schreiben könnte, packt Giermann in fahrige Gesten, krepierte Lacher und falsch abgelesene Zahlen. Man sitzt davor und fragt sich, was das für ein merkwürdiges Medium ist, in dem man Karrieren auf schlechter Vorbereitung und miesem Timing gründen kann.
Die Verwunderung, die den "Switch Reloaded"-Zuschauer treu begleitet, gilt aber immer auch ihm selbst, seiner chronischen Bereitschaft, sich von Stefan Raab, der Super-Nanny und delirierenden Fernsehköchen unter Hausarrest stellen zu lassen.
Letztlich ist "Switch Reloaded" natürlich auch nur ein weiterer Zeitfresser - aber immerhin einer mit Erkenntnisgewinn. Das unterscheidet dieses Format von denen, die es parodiert - genau wie die Liebe, mit der "Switch Reloaded" gemacht ist.
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