: Borna: Die Konversion eines Umweltsünders
■ Künftig Gemüse statt Briketts?
Borna — Rund 13.000 Beschäftigte zählte einst das Braunkohlenwerk Borna (BKW), heute sind es noch etwa 10.000, und 1992 werden es schätzungsweise um die 8.000 sein. Diesen Schrumpfungsprozeß sieht Geschäftsführer Rudolf Lehmann für den einstigen Produktionsgiganten voraus.
Einrichtungen der dem Betrieb einst aufgezwungenen artfremden „Konsumgüterproduktion“, wie Gemüsezucht oder die Herstellung von Leiterplatten, sind bereits geschlossen. In der Brikettfabrik Thräna werden am 30.April dieses Jahres die letzten Kohlen vom Band laufen. Der Name BKW Borna solle jedoch nicht verschwinden, so Lehmann. Die Strategie des Unternehmens bestehe darin, innerhalb der Mitteldeutschen Braunkohlen AG einen Grundbeitrag für die Energieversorgung zu leisten. Das bedeute, daß in den Kraftwerken Thierbach, Lippendorf und Borna auch künftig Kohle verstromt und für Fernwärme genutzt werden soll. Die Kohleförderung wird dann schätzungsweise von knapp 40 Millionen Tonnen auf 20 Millionen Tonnen im Jahr zurückgehen. Im Raum Großzössen will man je nach Marktlage eine Trockenkohle- oder Brikettproduktion aufrechterhalten.
Die Leitung des BKW Borna habe nach Lehmanns Worten in den vergangenen Monaten die Hände nicht in den Schoß gelegt und nicht darauf gewartet, daß eine Produktionsstätte nach der anderen zugemacht werden muß. Eine ganze Reihe neuer Partnerschaften wurden geknüpft, so beim Erdbau und für eine Kies- und Betonproduktion. In Espenhain und Zwenkau läuft schon das Geschäft mit Kies. Eingestiegen ist das BKW auch in den Maschinenbau. Am Standort der Brikettfabrik Lobstädt soll eine Fabrik für die Herstellung von Heizungsanlagen entstehen. Mit einer niederländischen Firma beginnt das BKW in Knautnauendorf eine Stahlbauproduktion. Im Schacht bei Wachau etabliert sich ein chemisches Laboratorium, das künftig als Begutachter für Altlasten dienen soll. Auch vom Einstieg in das Deponiegeschäft verspricht man sich im BKW einiges.
Wie Geschäftsführer Lehmann weiter mitteilte, war die Leitung des BKW bei der Partnersuche für das BKW bemüht, die eigenen Leute in neuen Bereichen unterzubringen. Bei den vielfältigen Vorhaben kommen bisher unterm Strich etwa 1.200 neue Arbeitsplätze heraus, die allerdings kaum etwas mit der Kohleindustrie zu tun haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen