: Bonn und Ost-Berlin: Nato muß sein
■ Bundesaußenminister Genscher traf sich mit DDR-Außenminister Meckel / Sowjet-Interessen sollen berücksichtigt werden / Beide Minister betonten die Bedeutung des KSZE-Prozesses
Ost-Berlin (ap) - Die Regierungen in Bonn und Ost-Berlin bestehen auf der Nato-Mitgliedschaft eines vereinigten Deutschlands, wollen jedoch gleichzeitig die Sicherheitsinteressen der Sowjetunion berücksichtigen. Das haben Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und sein DDR-Amtskollege Markus Meckel nach einem Treffen in Ost -Berlin am Freitag vor Journalisten gemeinsam hervorgehoben. „Wir können uns vorstellen, daß nach der Vereinigung sowjetische Streitkräfte für eine Übergangszeit auf dem heutigen Territorium der DDR stationiert bleiben“, sagte Genscher.
Beide Minister waren sich darin einig, daß die Mitgliedschaft eines vereinigten Deutschlands im westlichen Bündnis einen Beitrag zur Stabilität in Europa darstellen werde. Nach Ansicht von Meckel ist es jedoch für die DDR lebenswichtig, in der Frage der Bündniszugehörigkeit die Vorstellungen Moskaus unter keinen Umständen beiseite zu schieben.
Die historische Aufgabe Bonns und Ost-Berlins bestehe darin, einen großen Beitrag dafür zu leisten, die Militärbündnisse in Ost und West weiter „zu entfeinden“ und das Ost-West-Denken endgültig zu beenden, sagte Genscher.
Beide Minister wollen sich am kommenden Mittwoch am Rande der KSZE-Konferenz in Kopenhagen erneut treffen, bevor Genscher zur nächsten Nato-Tagung und Meckel zum Treffen des Warschauer Paktes weiterreisen. Erstmals wollen sich dabei die Minister über ein gemeinsames Vorgehen ihrer jeweiligen Bündnispolitik verständigen.
Beide Außenminister bekräftigten übereinstimmend die Notwendigkeit, den KSZE-Prozeß zu institutionalisieren. Meckel unterrichtete den Bundesaußenminister über eine Initiative der DDR, Polens und der Tschechoslowakei. „Alle drei Länder haben ihre Vorschläge gebündelt. Die Bundesrepublik ist eingeladen, sich zu beteiligen“, sagte Meckel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen