: Bonn powert „brutal“ für Wörner
Oslo (dpa) - Als „brutal“ hat ein hoher Beamter des norwegischen Außenministeriums das Vorgehen Bonns bei der Kandidatur von Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner für das Amt des NATO–Generalsekretärs bezeichnet. Der Beamte, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse–Agentur (dpa) am Wochenende, man versuche in Bonn offensichtlich mit allen Mitteln, den Eindruck zu erwecken, daß in der Allianz bereits eine Entscheidung zugunsten Wörners gefallen sei. Tatsächlich sei aber das Rennen zwischen ihm und dem ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Kaare Willoch völlig offen. Diese Aussage bestätigte der Sprecher des norwegischen Außenministeriums, Per Paust. Er sagte, der Nominierung Willochs sei vor deren Bekanntgabe von allen NATO–Ländern - also auch der Bundesrepublik - zugestimmt worden. Die Regierung Norwegens denke entgegen anderslautenden Zeitungsberichten aus der Bundesrepublik nicht daran, Willoch als Kandidaten zurückzuziehen. Nach Meinung des hohen Beamten sind diese Berichte in Bonn lanciert worden, um eine schnelle Entscheidung zugunsten Wörners zu erzwingen. In politischen Kreisen der norwegischen Hauptstadt wurde diese Einschätzung, man habe es mit einer „systematisch betriebenen Gerüchtekampagne“ zu tun, weitgehend geteilt. Der Beamte kritisierte darüberhinaus das Verhalten von Bundeskanzler Helmut Kohl, der erklärt hatte, Wörners Kandidatur sei mit den „wichtigen NATO–Ländern“ abgesprochen. In Norwegen sei man sich einig, daß dieses Verhalten ungehörig sei. Aus anderen kleineren Mitgliedsländern des Bündnisses habe man ähnliche Stellungnahmen erhalten.
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