: Börsenbetrug mit Milch
■ Prozeß gegen Molkerei-Manager: Deutsche Bank und Sachsen geschädigt
Stuttgart (dpa/taz) – Drei Exmanager der Großmolkereien Südmilch AG (Stuttgart) und Sachsenmilch AG (Dresden) stehen ab morgen wegen Betruges vorm Stuttgarter Landgericht. Mit auf der Anklagebank sitzt der Heidelberger Bauunternehmer Roland Ernst.
Den früheren Vorstandsmitgliedern Rudolf Hoffmann und Manfred Klecker werden von der Staatsanwaltschaft Betrug, Untreue sowie Kredit- und Subventionsbetrug angelastet. Die Beschuldigten sollen im Zusammenhang mit der Börseneinführung der Sachsenmilch im Dezember 1991 gegenüber der Deutschen Bank und den Aktienkäufern über die Gebäudekosten der geplanten Großmolkerei vorsätzlich unrichtige Angaben gemacht haben.
Aktienkäufer und Deutsche Bank seien um mindestens 31 Millionen Mark geschädigt worden, lautet der Vorwurf. Die Deutsche Bank hatte die Aktien im Sommer 1993 auf freiwilliger Basis wieder zurückkaufen müssen. Die Angeklagten werden zudem verdächtigt, das Land Sachsen um 67 Millionen Mark Subventionen betrogen zu haben. Hoffmann und Klecker sollen sich überdies des Kreditbetrugs an der Deutschen Bank schuldig gemacht haben. Vor Gericht muß sich auch das Exvorstandsmitglied der Sachsenmilch, Klaus Scheck, verantworten.
Ernst wurde nach Ansicht der Staatsanwälte in die Abwicklung eines überflüssigen Know-how- Vertrages zwischen Südmilch und Sachsenmilch einbezogen. Die Dresdner hätten dafür unnötigerweise 38 Millionen Mark zahlen müssen. Ernst wird der Beihilfe zur Untreue verdächtigt. Er habe für die Vermittlung eine Million Mark kassiert.
Das Verfahren gegen den ehemaligen Vorstandschef der Südmilch, Wolfgang Weber, ist dagegen vorläufig eingestellt worden. Er sei in Paraguay nicht mehr greifbar. Der bisher mit einem internationalen Haftbefehl gesuchte Weber hatte sich in das südamerikanische Land abgesetzt. Ihm waren im Zusammenhang mit dem Konkurs der Sachsenmilch Subventionsbetrug, Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen worden.
Sachsenmilch ging 1993 in Konkurs; Südmilch geriet dadurch und wegen Mißmanagements im eigenen Haus in den Vergleich. Die Südmilch, deren Mitbesitzer früher die Milchbauern waren, ist heute eine Tochter der niederländischen Campina Melkunie.
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