: Blut-Skandal auch in Niedersachsen
■ HIV-verseuchte Ampullen im Umlauf / Betroffene noch nicht ermittelt
Von dem Skandal um möglicherweise HIV-verseuchte Blutpräparate ist nun auch Niedersachsen betroffen. Wie der Sprecher des Sozialministeriums, Thomas Steg, gestern mitteilte, wurden im ersten Halbjahr 1993 neun verdächtige Plasma-Ampullen aus einer bestimmten Produktionsserie der Firma Pharma Dessau im Albert-Schweitzer-Krankenhauses in Northeim verwendet. Steg bestätigte damit Recherchen des niedersächsischen Senders „Radio ffn“.
Die Betroffenen müßten nun anhand der Unterlagen der Klinik ausfindig gemacht und beraten werden. Das Krankenhaus werde ihnen das Angebot machen, sich auf eine Aids-Infizierung testen zu lassen. Allerdings sei keineswegs sicher, daß sich die mit den neun Ampullen behandelten Patienten tatsächlich angesteckt hätten, so Steg. Es bestehe lediglich der Verdacht, daß Pharma Dessau bei der Weiterverarbeitung von Blutplasma aus Beständen der inzwischen stillgelegten Firma UB-Plasma (Koblenz) die HIV-Viren nicht völlig „inaktiviert“ habe.
Dies könne „durch technische Störungen oder menschliches Versagen“ passiert sein, so Steg. Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt — Bundesamt für Sera und Impfstoffe — habe vorsichtshalber die Freigabe für eine bestimmte Serie von Präparaten aus Dessau (Immunglobulin) zurückgezogen. Aus der wahrscheinlich zehn Ampullen umfassenden Lieferserie für Northeim seien neun verwendet worden, eine ging an den Hersteller zurück. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen