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Bloß keine Fehlschüsse bei der Sportvereinigung

■ Ost-Berlin spendiert fast 150 Millionen Mark für den Sport, während der Westen „realistische Vereinigungspläne“ entwirft

Ost-Berlin. Die Regierung der DDR will für den Sport des Landes bis zum Ende des Jahrs 144,6 Millionen Mark bereitstellen. So zumindest beteuerte die Ministerin für Jugend und Sport, Cordula Schubert, am Freitag in Berlin nach einer Beratung mit den Sportverbänden der DDR. Das Sportministerium will außerdem noch Nachforderungen von insgesamt 42,5 Millionen Mark an das Finanzministerium stellen, mit denen vor allem der Breiten- und der Behindertensport gefördert werden sollen.

Wie die Ministerin weiter verlautbarte, entscheiden über die Verteilung der finanziellen Mittel erstmals die Fachverbände selbst. Bisher hatte diese Aufgabe der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB) übernommen, in dessen Berliner Zentrale demnächst 77 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden. Frau Schubert sicherte den Verbänden eine Finanzierung bis zum Jahresende auch in dem Fall zu, daß einzelne Fachverbände sich schon vor Dezember mit den entsprechenden Verbänden der Bundesrepublik vereinigen.

Die Ministerin trat in der Bundesrepublik verbreiteten Meldungen entgegen, wonach das DTSB-Eigentum „von der Regierung beschlagnahmt“ worden sei. „Es ist zwar unter staatliche Treuhand schaft gestellt worden, was aber den vorherigen Zustand im Prinzip nicht geändert hat“, meint Frau Minister.

Währenddessen fand der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Hans Hansen am Samstag in Travemünde einen wie er meint „realistischen Weg zur Vereinigung im Sport“. Er schlug ein Vier-Punkte-Programm vor. Danach sollen mit den für den 23. September in der DDR geplanten Landtagswahlen Landessportbünde entstehen, die „umgehend nach ihrer Gründung einen Antrag auf Beitritt zum DSB stellen“. Dieser Antrag könne „wegen der rechtlichen und finanziellen Probleme am Tag der staatlichen Vereinigung wirksam werden“.

Der Berliner Landessportbund-Präsident Manfred von Richthofen warnte allerdings vor Fehlschlüssen: „Die DDR ist nicht überall Notstandsgebiet. Das hat auch der Sport zu berücksichtigen.“ Beispielsweise habe die Bundesrepublik „in der Sportwissenschaft in einigen Bereichen keine Weltgeltung, ganz im Gegensatz zur DDR“.

dpa/miß

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