: Blinde surfen besser im Internet
■ Die Universität Oldenburg startet Projekt für 1,5 Millionen Mark, um akustische „Navigationshilfen am Computer zu entwickeln“
Blinde und stark sehbehinderte Menschen sollen künftig leichter als bisher mit Internet und Maus umgehen können. In den kommenden vier Jahren wollen Informatiker an der Universität Oldenburg dafür neue Navigationshilfen entwickeln. Der Bund finanziert das Vorhaben nach den Angaben von Projektleiter Professor Peter Gorny mit 1,5 Millionen Mark.
Gorny und seine Mitarbeiter setzen dabei vor allem auf das zumeist gut entwickelte Gehör der Blinden. Dazu kommt eine Weiterentwicklung der Technik der Kunstkopfstereophonie. Ziel sei, daß der Computer- Sichtschirm mit seinem Aufbau, seiner Ordnung und seinen Symbolen für die blinden Benutzer über akustische Signale „sichtbar“ wird. Dabei werde beispielsweise in Textverarbeitungsprogrammen oder auf Internet-Seiten jedem Steuerungs-Symbol ein bestimmtes Lautsignal zugeordnet. Es erklingt beim Anklicken mit der Maus.
Auch die Bewegung mit der Maus im Rechteck der „Benutzeroberfläche“ und ihre jeweilige Position ließen sich akustisch darstellen, erläuterte Gorny. Das Signal – beispielsweise ein Hummelbrummen oder ein Hubschrauberknattern – könne der Nutzer selbst aussuchen. Eine „Soundcard“ mit dem passenden Programm werde als Ergebnis der Entwicklungsarbeiten voraussichtlich schon für rund 2.000 Mark zu haben sein.
Eine Lösung für die akustische Abbildung von Sichtschirm-Grafiken ist dagegen nach dem Urteil von Gorny noch nicht in Sicht. Wissenschaftler an mehreren deutschen Hochschulen arbeiteten seit Jahren daran. Die bisher entwickelten Werkzeuge mit einer Übertragung der Computerbotschaften für den Tastsinn hätten sich weitgehend als nicht tauglich für den Alltag oder als zu teuer erwiesen.
Die Suche nach Lösungen sei jedoch aus sozialen und kulturellen Gründen geboten, sagte Gorny. Die Gesellschaft, die sich immer weiter von der text-geprägten Verständi-gung zu einer symbol- orientierten Kommuni-kation entwickle, dürfe Blinde und Seh-schwache nicht einfach so ins Abseits stellen.
dpa
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