piwik no script img

Blaumeier eröffnet Breminale

■ Großer Bahnhof im Bahnhof

Der Bahnhof - was für ein Metaphernsortiment! Koffer, Tränen, Juchhus, Niewieders, Schonwieders, Endlichwegs, Zeitungen und Reisende aus aller Welt, zu spät, zu früh, ungleichzeitig. Ein Ort, der dazu einladen soll, verlassen zu werden, und wo einem Hören und Sehen vergeht. Aber heute abend wird alles anders, heute werden wir zum Schauen bestellt. Um 22 Uhr 30 werden im Bremer Hauptbahnhof Gestalten spektakeln, die die Reisewelt noch nicht gesehen hat, und als wäre der Bahnhof in Wirklichkeit eine Kulisse.

Ein Stück geht über die Gleise, die heute abend die Welt bedeuten: „Schwesterchen, was machst du? Weinst du oder lachst du?“. So der Titel des Theater-und Musikspektakels vom Blaumeier-Atelier, dem Bremer Projekt für Kunst und Psychiatrie. Mitunterstützt die Bremer Chorwerkstatt, die Bläsergruppe „Lauter Blech“, Geigen und Gonger vom „Improvisierenden Streichorchester“, ein Bremer Kunstsenator und die Deutsche Bundesbahn.

Die Hauptfiguren: Luise. Will weg, nach Amerika, und warum auch nicht? Bloß: Luise ist immer so mit ihrem Innenleben beschäftigt. Der Gepäckträger: will nach Hause. Die Zuschauer: sollen in eine Traumwelt reisen! „Die Weichen sind gestellt. Der Schaffnerchor weint. Das Intercityballett lacht.“ Künstler - setzet die Signale!

Zwei Bahnhofsarbeiter kehren während der Generalprobe am Montag Bahnsteig 1 und wissen von nichts. Die ersten Gongs dröhnen mit der Zugansage Verden nach Uelzen um die Wette. Fantastische Gestalten wuseln auf Bahnsteig 2. Der eine Arbeiter findet es nicht gut, daß ihnen nichts gesagt worden ist. Eben saß schon jemand auf einer verbotenen Stelle, und das sei plötzlich in Ordnung gewesen. Er hofft nur noch, daß man ihn heute ohne Eintrittskarte ( in Form einer „Bahnsteigkarte“) an seine Arbeit läßt. Herr Schütte, DB -Aufsichtsbeamter, macht sich ein paar Sorgen, weil er heute ab 23 Uhr alleine Aufsicht hat über zehn Gleise und die Züge nicht umgeleitet werden. Doch, manchmal hat er noch Fernweh. Claudia Kohlhas

Heute um 22.30 im HBF Bremen !!!!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen