BlainSouthern: Malerei von Jonas Burgert: Mit dem Narrenschiff durch die Gewässer des Wahnsinns
Die Hölle kann so geil sein. Auf 6 mal 22 Metern erstreckt sich Jonas Burgerts Gemälde „Zeitlaich“ durch die Galerie BlainSouthern. Wahnwitzig bunte Wesen wuseln durcheinander, stauen sich in der Bildmitte, als hätte ein riesiger Bagger sie einmal quer durch die staubigen Ruinen eines Amphitheaters zu einem Haufen zusammengefegt und sei dann abgezogen. Doch sie haben Spaß. Einige sind dem Gepurzel entglitten und hauen in die Tasten. Ein Narrenschiff kreuzt von links ins Bild. Für Plato war das „Stultifera Navis“, auf dem alle und niemand Kapitän sind, ein Symbol der Dysfunktionalität, bei Michel Foucalt steht der „Fool“ für die Umkehr aller Werte und Proportionen, bis die Psychiatrie im 20. Jahrhundert die „Wahnsinnigen“ einmal von vorne bis hinten durchdefiniert. Bei Burgert sind die Narren wieder freigesetzt, blicken von der Wand gegenüber zurück auf das Getümmel. Ruhig im Ausdruck, aber intensiv mit dem Anhäufen von Dingen beschäftigt. Die Gestalt im Gemälde „zierig“ hat so viel Zeugs um ihren Körper gerafft, wie sie nur tragen kann, strahlende Müllfetzen, Bänder und leuchtende Stückchen Irgendwas, die Füße überdimensional groß zum Balancieren. Ein Blütenblättchen mehr und alles würde in sich zusammenstürzen. Überlastet, zerbrechlich, bunt und ekstatisch: Die Gewässer der Psyche sind tief. NYM
Bis 29. 7., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77–87
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