Bizarres Plakat von CDU-Kandidatin: Busen-Wahlkampf in Berlin
Im Berliner Bezirk Kreuzberg wirbt CDU-Kandidatin Lengsfeld mit ihrem Dekolleté und dem der Bundeskanzlerin. Die Linke-Kandidatin bildet dagegen ihren Hintern ab.
Wahlkampf bizarr im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Die Direktkandidatinnen von CDU und Linkspartei werben mit ihrer Oberweite und ihrem Popo. CDU-Direktkandidatin Vera Lengsfeld benutzt zur Verstärkung ein umstrittenes Foto der Bundeskanzlerin, das diese im tief ausgeschnittenen Dekolleté bei der Eröffnung der Osloer Oper im Jahre 2008 zeigt. Slogan auf Lengsfelds Wahlplakat mit Oberweite: "Wir haben mehr zu bieten". 750-fach hängt das Plakat seit Sonntag im Bezirk.
"Diese Aktion habe ich speziell für den Wahlkreis Kreuzberg-Friedrichshain ausgedacht," sagt Vera Lengsfeld. So ein Foto sei doch eine mutige Aktion. Sonst gebe es in der Politik "nur Händeschüttel-Bilder". Lengsfelds Resümee: Sie habe die gewünschte Aufmerksamkeit erreicht, die Klickzahlen auf ihrem Wahlblog hätten sich "innerhalb eines Tages verzehnfacht".
Vera Lengsfeld, 57 Jahre, ist Vorzeige-Bürgerrechtlerin der CDU, einstige Grüne und war von 1990 bis 2005 durchgängig im Bundestag. Die Plakat-Aktion hat sie nicht mit Merkel abgesprochen. Merkels Bild sei "ein offizielles Foto", so Lengsfeld, und die Rechte daran habe sie gekauft. Aus dem Büro von Angela Merkel war am Montag kein Kommentar zur nicht abgesprochenen Plakataktion der Parteigenossin zu erhalten.
Zumindest im Berliner Landesverband sei das Plakat wohlwollend akzeptiert worden, so der Berliner CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. "Ist doch gut, wenn es mal was anderes zu sehen gibt." Die Kommentare in Lengsfelds Wahl-Blog sind dennoch verheerend. "Entweder hat Ihre Agentur sie kräftig verarscht, oder aber Sie sind von allen guten Geistern verlassen", schreibt einer.
Doch Lengsfeld ist nicht die einzige, die in diesem Wahlkampf auf ihren Körper setzt. Halina Wawzyniak, Bundesvize der Linkspartei und Lengsfelds Kontrahentin als Kreuzberger Direktkandidatin für den Bundestag, setzt ein Foto mit ihrem jeansumhüllten Hinterteil auf das Plakat. Slogan: "Direkt: Halina Wawzyniak ! Mit Arsch in der Hose in den Bundestag". "Man braucht einen Arsch in der Hose für die polarisierenden Positionen der Linkspartei", begründet Wawzyniak das Motiv. "Ich stehe eben für meine Positionen ein." Für "keine gute Idee" hält Kommunikationsforscher Michael Scharkow von der Berliner Universität der Künste die Plakate. Die CDU als Kanzler-Partei sollte "staatstragender" wahlkämpfen. "Ich glaube nicht, dass die Wähler diese Art von Selbstironie goutieren", so Scharkow.
Auslöser für den skurrilen Plakatwettbewerb könnte ein Grünen-Veteran sein: Hans-Christian Ströbele ist einziger grüner Direktmandatträger im Bundestag. Seit Jahren bestreitet er seine Wahlkämpfe im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain mit knallig-bunten Comic-Plakaten. "Das hat wohl abgefärbt, wenn auch mangelhaft", schmunzelt Ströbele, der auch diesmal als sicherer Sieger im Wahlkreis gilt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour