Bis zu 2,5 Milliarden Verlust durch Aschewolke: Luftfahrtbranche stark geschädigt
Die EU-Verkehrsminister wollen die Fluggesellschaften mit Beihilfen finanziell unterstützen. Auch ein Asche-Grenzwert, ab dem Flugverbote gelten, wird erwogen.
BRÜSSEL/BERLIN taz | Der Vulkanausbruch in Island hat die europäische Luftfahrtbranche mehr geschädigt als der Terroranschlag vom 11. September 2001. Nach Angaben der EU-Kommission wurden mehr als 100.000 Flüge gestrichen und mehr als 10 Millionen Passagiere erreichten ihren Zielort nicht. Der in der EU-Kommission zuständige Kommissar Siim Kallas schätzte die finanziellen Ausfälle am Dienstag auf 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro.
Der Internationale Dachverband der Fluggesellschaften Iata hatte den Schaden unmittelbar nach Ende des Flugverbots auf 1,3 Milliarden Euro beziffert. Am 4. Mai wollen die Transportminister bei einem Sondertreffen beraten, wie den Fluggesellschaften finanziell geholfen werden kann.
Für die Zukunft sollen EU-weite Regeln für ähnliche Krisenfälle beschlossen werden. Die Minister wollen versuchen, sich auf einen EU-weiten Grenzwert für die Aschekonzentration in der Luft zu einigen, ab dem ein Flugverbot ausgesprochen wird. Die britische Luftfahrtbehörde CAA beschloss allerdings bereits vergangene Woche im Alleingang, dass Aschemengen bis zu 2.000 Mikrogramm pro Kubikmeter unbedenklich seien. Das Bundesverkehrsministerium erklärte, man werde den Grenzwert aus Großbritannien nicht einfach übernehmen, sondern eine europaweite Lösung anstreben.
Nach Informationen der taz ist ein Grenzwert von 1.000 Mikrogramm pro Kubikmeter im Gespräch. Auch diesem Wert halten Experten nicht für völlig unbedenklich: "Selbst kleinste Konzentrationen können sich im Triebwerk ansammeln", sagte Reinhard Mönig vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt der taz. Wenn ein Flugzeug einer Aschewolke ausgesetzt war, sollten in jedem Fall die Triebwerke inspiziert werden. Der geplante Grenzwert müsse vielleicht nach oben oder unten korrigiert werden, wenn man mehr Erfahrungen gesammelt habe, erklärte Mönig. Moderne Triebwerke reagierten möglicherweise empfindlicher auf die Aschepartikel als ältere.
Die durch die allgemeine Wirtschaftskrise bereits schwer belastete Luftfahrtbranche könne von den Mitgliedsstaaten mit Krediten und Bürgschaften zu Marktbedingungen unterstützt werden, erklärte Kallas am Dienstag. Dabei handele es sich nicht um unerlaubte Beihilfen. Sollten Beihilfen allerdings nötig werden, müssten dazu auf europäischer Ebene einheitliche Kriterien erarbeitet werden. Staatsbeihilfen seien Sache der Mitgliedsstaaten. Sie dürften aber nicht dazu führen, dass sich einzelne Luftfahrtunternehmen gegenüber der Konkurrenz einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnten.
Für die Zukunft will die EU-Kommission ähnliche Krisen dadurch vermeiden, dass der Luftraum noch stärker auf europäischer Ebene koordiniert wird. Das neue Abkommen zum einheitlichen europäischen Luftraum (Single European Sky) soll beschleunigt verabschiedet werden. Falls die Verkehrsminister Anfang Mai grünes Licht geben, will die Kommission auch einen Notfallplan ausarbeiten, wie gestrandete Flugpassagiere auf andere Verkehrsmittel umgeleitet werden können.
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