: „Bis wir ein Gleichgewicht haben“
■ Franz–Josef Strauß forderte auf einem CSU–Kongreß zur Außenpolitik verstärkte konventionelle Abrüstung / Strauß plädierte dafür, Gorbatschow mit Angeboten so unter Druck zu setzen, daß er nicht ablehnen könne
München (dpa) - Der CSU–Vorsitzende Franz Josef Strauß hat vorgeschlagen, die Ernsthaftigkeit des sowjetischen Abrüstungswillens mit umfassenden Abrüstungsangeboten des Westens zu prüfen. Diese Angebote müßten so aussehen, daß es Kremlchef Michail Gorbatschow schwerfalle, sie abzulehnen, meinte Strauß am Samstag auf einem außenpolitischen Kongreß seiner Partei in München. Im Bereich der konventionellen Rüstung verlangte der CSU–Chef angesichts der sowjetischen Überlegenheit eine asymmetrische Abrüstung. Die UdSSR müsse hier mehr tun, „bis wir am Schluß ein Gleichgewicht haben“. Das Washingtoner Abkommen zur Abrüstung der Mittelstreckenraketen hat für Strauß nur dann einen Wert, wenn weitere Konzepte folgten. „Wenn nichts kommt, dann hat dieses Abkommen nicht nur keinen Wert, sondern es hat sogar Schaden gestiftet.“ Die Karten in der Weltpolitik werden nach Überzeugung von Strauß „zur Zeit neu gemischt“. Moskau habe dabei nur die Wahl, Gorbatschows Reformkurs fortzusetzen oder „in Stagnation und Verkrustung zurückzufallen“. Dann werde die UdSSR aber Ende dieses Jahrhunderts zweitrangig sein. Eine „Weltmacht in raschem Aufstieg“ sei hingegen Japan, dessen wirtschaftliche Offensive nicht mit militärischen Mitteln zu stoppen sei. In dieser Situation eines großen Wandels in der Welt müßten sich die Europäer zusammenschließen. Auch die Bundesrepublik müsse dieser Entwicklung Rechnung tragen und sich innerhalb Europas „an die Spitze oder zumindest in die Spitzengruppe setzen“. US–Botschafter Burt warnte, bei einem Eliminieren der Atomwaffen über eine dreifache Null–Lösung werde Europa zur Geisel der überlegenen sowjetischen konventionellen Streitkraft. Solange die UdSSR über eine konventionelle Überlegenheit verfüge, bestehe die Verpflichtung zum Erhalt der nuklearen Komponente.
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