Biologin über bedrohte Art: „Keinen Fisch aus Neuseeland essen“
Es gibt nur noch 45 Maui-Delfine. Umweltschützer warnen, dass die neuseeländischen Tiere in 15 Jahren ausgestorben sein könnten.
taz: Warum verschwinden die Maui-Delfine?
Barbara Maas: Die Tiere verfangen sich in den Stell- und Schleppnetzen der Fischer und sterben. Außerdem boomen seit Kurzem Ölbohrungen vor der Küste Neuseelands. Schon die Suche nach Öl mithilfe von seismischen Schallkanonen ist eine Belastung für die Tiere. Wenn es dann auch noch einen größeren Ölunfall gibt, könnte das die Delfine mit einem Schlag auslöschen. Erst letzten Montag gab es einen kleineren Vorfall.
Aber die Delfine pflanzen sich doch fort?
Maui-Delfine vermehren sich nur sehr langsam. Sie werden erst mit etwa neun Jahren geschlechtsreif und bekommen nur alle vier bis sieben Jahre Nachwuchs. Laut Wissenschaftlern kann die Population nur einen Todesfall pro Jahr verkraften. Durch die Fischerei sterben aber drei bis vier Tiere pro Jahr.
Was muss unternommen werden, um ihr Aussterben zu verhindern?
Es müssen Schutzgebiete mit Pufferzonen eingerichtet werden, in denen Stell- und Schleppnetze verboten sind. Auch Bohrungen dürfen dort nicht mehr erlaubt sein. Den betroffenen Fischern muss die neuseeländische Regierung beim Umsatteln auf andere Fangmethoden helfen. Selbst Mexiko, das wirtschaftlich schwächer ist als Neuseeland, schafft es seine Valquita-Delfine zu schützen. Lässt der Mensch die Maui-Delfine in Ruhe, könnte die Population innerhalb von 87 Jahren auf 250 Exemplare anwachsen. Es ist also noch nicht zu spät.
Können Verbraucher in Deutschland auch helfen?
Man braucht eine Konsumenten-Kampagne. Bis die Schutzgebiete eingerichtet sind, sollten die Verbraucher in deutschen Geschäften deutlich machen, dass sie keinen Fisch aus Neuseeland wollen. Die Produkte müssen den schlechten Ruf bekommen, den sie verdienen.
Warum passiert nichts?
Es fehlt der politische Wille in Neuseeland. Dort sind wirtschaftliche Interessen wichtiger als ökologische. Peinlich ist außerdem: Der Präsident der größten Fraktion im neuseeländischen Parlament ist gleichzeitig der Vorsitzende der größten öffentlichen Fischereigesellschaft. Und das alles in einem Land, das sich anpreist mit dem Slogan „100 Percent Pure“.
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