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Biobäuerinnen in PolenHungerstreik gegen Gentechnik

Biobäuerinnen in Polen protestieren gegen den illegalen Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen. Dieser dehnt sich in Polen rasant aus und bedroht inzwischen den Ökolandbau.

Durch benachbarte Genmais-Felder ist der Bioanbau gefährdet - der Wind treibt den Blütenstaub herüber. Bild: dpa

WARSCHAU taz Es ist ein Akt der Verzweiflung. Wir sind im Hungerstreik, weil wir nicht wissen, wie wir Polens Politiker anders wachrütteln können", sagt die Biobäuerin Edyta Jaroszewska-Nowak. Für einen Moment schließt sie die Augen. Neben ihr knattern weiße Banner im Wind: "Für ein GMO-freies Polen" steht auf dem einen, "Ökologische und traditionelle Lebensmittel statt GMO" auf dem anderen.

Danuta Pilarska, auch sie Vorsitzende eines Bioanbauverbandes, schenkt heißen Tee aus einer Thermoskanne ein. Elf Tage halten sie nun schon bei Nieselregen und Schneetreiben vor dem Landwirtschaftsministerium in Warschau aus. "Wir werden von über hundert Ökoverbänden unterstützt. Aber die Politiker nehmen die Gefahr nicht ernst. Dabei wächst in Polen die Anbaufläche für gentechnisch veränderten Mais rasant und völlig unkontrolliert."

In ihrem jüngsten Bericht warnt auch Polens Oberste Kontrollkammer (NIK) vor dem rasant steigenden Anbau von genetisch veränderten Pflanzen in Polen. Da in Polen selbst der Kauf von gentechnisch verändertem Saatgut verboten ist, haben weder das Umwelt- noch das Landwirtschaftsministerium Kontrollmechanismen entwickelt. So muss auch der Anbau von GMO-Mais der Sorte MON 810 in Polen nicht angemeldet werden. Allein im letzten Jahr stieg die Anbaufläche von knapp 300 auf schätzungsweise ca. 3.000 Hektar an. Damit hat Polen in nur einem Jahr Rumänien, die Slowakei und Deutschland überholt. Der Polnische Verband der Maisproduzenten geht von einer weiteren Expansion des GMO-Anbaus in diesem Jahr aus.

"Der Bioanbau ist gefährdet, wenn neben unseren Feldern GMO-Mais oder -Raps wächst. Der Wind treibt den Blütenstaub zu uns herüber", erklärt Jaroszewska. "Wir fordern daher den sofortigen Stopp des GMO-Anbaus in Polen und die Kennzeichnung von GMO-Produkten in den Läden." Der Mais werde nicht nur zu Futtermitteln für Tiere verarbeitet, sondern auch an die Konsumenten direkt verkauft. "Wir müssen doch entscheiden können, ob wir Mais essen wollen, in den ein Insektenvernichtungsgen eingebaut wurde. Oder Fleisch von Tieren, die mit antibiotikaresistentem Sojamehl gemästet wurden."

Polens Umweltminister Maciej Nowicki unterstützt die Biobäuerinnen. In einem Artikel für die Tageszeitung Gazeta Wyborcza alarmierte der Professor schon vor einem Jahr, dass sich Forschungsergebnisse mehrten, wonach genetisch veränderte Lebensmittel die Gesundheit gefährden könnten.

Ganz anders Polens Landwirtschaftsminister Marek Sawicki. Er kassierte das von der Vorgängerregierung vorbereitete Gesetz zum GMO-Verbot in Polen. Zum einen sei Polens Agrarmarkt darauf nicht vorbereitet; die Preise für Lebensmittel würden erheblich steigen. Zum anderen habe Brüssel gedroht, Polen für dieses diskriminierende Handelshemmnis vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen. Österreich und Ungarn allerdings haben ihr GMO-Verbot vor der Europäischen Kommission in Brüssel erfolgreich verteidigt.

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3 Kommentare

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  • E
    Elke

    Das Argument, dass die Gen-Lebensmittel gekennzeichnet werden sollen, ist allerdings hinfällig. Ein europäisches Gesetz regelt bereits, dass alle Lebensmittel, die mehr als 0,9% GVO beinhalten, gekennzeichnet werden müssen. Oder gilt dieses Gesetz durch irgendwelche Üergangsregelungen noch nicht in Polen?

  • A
    Antonietta

    Die wirtschaftliche Nutzung der Gentechnologie ist an die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen oder Organismen gebunden und hier entsteht ein großes Gefahrenpotential. Es fehlen jegliche Vorstellung und Risikoanalyse darüber, was unter Freilandbedingungen eintreten kann. Der einmal freigesetzte gentechnisch veränderte Organismus kann nie wieder eingefangen werden und seine Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht des Biotops sind nicht einmal abschätzbar.

     

    Die Flächen mit den drei wichtigsten gentechnisch modifizierten Sorten Soja, Mais und Raps sind deutlich gewachsen. Demgegenüber ist die insektenresistente Baumwolle in den Vereinigten Staaten rückläufig. Bei den genannten vier Pflanzenarten ist der Anteil der gentechnisch erzeugten Sorten am gesamten Saatgut auf knapp ein Viertel gestiegen. Fast schon ein Drittel der Sojabohnen werden weltweit mit biotechnologisch hergestelltem Ausgangsmaterial erzeugt.

  • W
    wanja

    Die Bio-Bäuerinnen und Bauern und die mit ihnen Sympathisierenden Polinnen und Polinnen, inklusive des Umweltministers Maciej Nowicki, verdienen unsere aktive Unterstützung!