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Bio-Bauer über Öko-Landwirtschaft„Gesünder ist Bio trotzdem“

Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, der vor 30 Jahren seine Landwirtschaft auf Öko umgestellt hat, über Bio-Labels, Rote Bete und Kinderarbeit.

Die Verbraucher entscheiden mit ihrer Kaufkraft mit, welche Art von Landwirtschaft praktiziert wird. Bild: dpa

taz: Eine neue Studie hat festgestellt, dass Biolebensmittel nur wenig gesünder sind als konventionelle. Warum sollen Verbraucher dann zu Bioprodukten greifen?

Graefe zu Baringdorf: Seit 50 Jahren bin ich Bauer, und vor 30 Jahren habe ich auf Bio umgestellt. Ein wichtiger Grund war, meinen Hof der Industrialisierung in der Landwirtschaft zu entziehen und die bäuerliche Landwirtschaft fortzuführen.

Viele Verbraucher wollen gesündere Lebensmittel, sie versprechen sich von Bio Vorteile.

Der biologische Landbau ist mehr als Gesundheit, wir produzieren keine Medizin. Aber wir verwenden keine Chemie und keine Gentechnik, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Das ist ein riesiger Vorteil für die Umwelt. Wenn Leute nur zu Bioprodukten greifen, weil sie 90 statt 70 Jahre alt werden wollen, dann ist das für mich als Erzeuger nicht der erste Grund, auf Bio umzustellen. Gesünder ist Bio trotzdem.

Warum?

Wir verwenden keine Pflanzengifte. Die reichern sich ja nicht nur in der Nahrung an, sondern auch in den Böden und Gewässern. Aber es geht nicht nur um die Gesundheit: Vielen Verbrauchern sind zum Beispiel die Regionalität wichtig oder die Arbeitsbedingungen der Produzenten. Eine Banane wird nicht gesünder, wenn sie nicht durch Kinderarbeit auf den Markt gebracht wurde – aber der Verbraucher kann sie mit einem guten Gewissen essen.

Bild: archiv
Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf

69, ist Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). 1984 bis 1987 und 1989 bis 2009 gehörte er für die Grünen dem Europaparlament an. Er betreibt einen Hof in Ostwestfalen. Die AbL ist eine bäuerliche Interessenvertretung, die für eine nachhaltige Agrarwirtschaft im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Landwirtschaft eintritt.

Welche Vorteile sehen Sie noch?

Die Biolandwirtschaft ist eine solare. Der Stickstoff, den unsere Pflanzen benötigen, kommt unter anderem durch den Anbau von Leguminosen in den Boden. Dadurch wird der Einsatz von Dünger auf Erdölbasis vermieden. Die Verbraucher tragen mit ihrer Kaufentscheidung dazu bei, welche Art von Landwirtschaft wir haben: die industrielle oder die biologisch-bäuerliche. Dass die Verbraucher Macht haben, zeigt zum Beispiel die Gentechnik. In Europa hätte sich die Gentechnik in der Landwirtschaft längst durchgesetzt, wenn die Verbraucher nicht so vehement dagegen wären.

Manche Biobetriebe geraten in die Kritik, weil sie immer größer werden und damit den konventionellen folgen. Ist die Kritik berechtigt?

Fraglich ist, ob der Anbau von 50 Hektar Rote Beete in einer Parzelle ökologisch ist und Massentierhaltung artgerecht. Die Größe der Betriebe allein ist aber kein Kriterium. Wenn die Bauern die Bedingungen der Bioverordnung erfüllen, ist das in Ordnung.

In manchen Betrieben kommt es zu Unregelmäßigkeiten, da werden konventionelle Produkte als bio vermarktet.

Solche Missstände gibt es, aber dann ist kriminelle Energie im Spiel. Das ist ein Fall für den Staatsanwalt. Kriminelle Machenschaften gibt es in allen Branchen. Wichtig ist: Biobetriebe, die schummeln, verlieren ihre Biolizenz und damit ihre Geschäftsgrundlage.

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25 Kommentare

 / 
  • RB
    Robin B.

    @alle Meckerer:

     

    euch kann mans auch nicht recht machen oder?

     

    Gibt's nen Artikel zum neuesten Gammelfleisch- oder Dioxinskandal wird auf die "böse Lebensmittelindustrie" geschimpft und jetzt auf Bio, weil das auch "böse" ist?

    Mag ja alles stimmen, was ihr da erzählt, aber wenn man überhaupt noch was essen und nicht die Möglichkeit seine Nahrung selber anzubauen, muss man halt das kleinere Übel wählen oder?

    Und da nehme ich lieber "böse" Bioware, anstatt dem Antibiotika- und Hormonverseuchtem Mist den man aus der konventionellen Produktion bekommt.

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    @Waage:

    Niemand behauptet, dass die gesamte "Bio"-Agrarbranche umweltschädigend ist.

    Umgekehrt wird jedoch, wie auch im Artikel, von Seiten der Branche eine prinzipielle Überlegenheit gegenüber der konventionellen Landwirtschaft propagiert, siehe die Überschrift.

    Und dies ist im Einzelfall eben nicht zutreffend.

    Was bitte ist ein "Pröddelkötter" (sic!)

    Klingt stark nach Dadaismus à Lage Herbert Wehner.

  • GU
    @Glauben und Wissen:

    Danke für den brillianten Kommentar. Argumentative Glanzleistung.

  • H
    horsti

    lieber @hallo

     

    der größte unterschied zwischen abgepacktem fleisch beim discounter oder fleisch vom metzger ist:

     

    die zurückgelegte strecke!!!

     

    fleisch beim discounter kommt von irgendwoher weit weg. fleisch vom metzger im normfall aus eigener schlachtung oder vom nächsten schlachthof in der nächsten stadt.

     

    da sind einige 100km dazwischen.

     

    und punkt zwei: der lohn der angestellten ist im discounter bis auf aldi ein witz (hab selbst bei norma gearbeitet). fleischereifachbetriebe müssen hingegen nach tarif zahlen.

     

    und zu guter letzt: beim metzger bestelle ich 220 Gramm, genau passend für mich. beim supermarkt gibts alles ab 500g aufwärts. da schmeißt man dann die hälfte weg.

  • W
    Waage

    @Glaube und Frage

     

    auch die "naturbelassene" Wiese muss bewirtschaftet und von Zeit zu Zeit von Rindviechern o.ä. abgegrast werden sonst wird aus der Brache ganz schnell Buschwerk und dann ist es auch keine Wiese mehr. Gerade die für die alternative Wirtschaft übliche extensive Beweidung erhält tolle Weiden in denen im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft auch mächtige, in kleinen Gruppen oder einzel stehende uralte Eichen (neuerdings auch "Hitlerpalmen" genannt)als Schattenbäume nicht als störend empfunden werden.

     

    @Rudolf Egelhofer,

     

    die Gülle fällt vorwiegend in der konventionellen Landwirtschaft an, bei den "Alternativen" handelt es sich meist um "Festmist", zumindest bei den alten Anbauverbänden. Dass hier ein selbsternannter "Biobauer" (oder doch eher "Hobbypröddelkötter"?) den Jaucheabfluss seines Mistfalls in einem Wasserschutzgebiet nicht in Griff hat, sollte man nicht der gesamten Zunft (Bio-und "Normal") zur Last legen.

     

     

    Noch mal zum Eu-Biosiegel: das Hauptproblem ist hier die mangelnde Transparenz. Ich habe auch nach endlosem Googeln nicht herausfinden können, wie so ein typischer Schweinestall nach Biosiegelnormen aussieht(oder wo einer zum anschauen steht).

     

    Bei den alten Verbänden bekommt man ruckzuck eine PDF mit genauen Vorgaben heruntergeladen. Im Netz sind auch schnell Baubriefe zu Ställen zu finden die diese Vorgaben erfüllen. Die gefallen mir mit ihrem hellen eingestreuten Innenbereich und ihrem befestigten Außenauslauf ziemlich gut und die Schweine kommen da bestimmt bestens klar!

     

    Am Besten ist, man schaut sich die Betriebe vor Ort an und fragt, wenn es keinen Hofverkauf gibt, wo es die Produkte zu kaufen gibt. Das ist meine Erfahrung.

     

    Eier kaufe ich z.B. auf dem Wochenmarkt die stammen aus einer großen konventionellen, für mich aber sehr überzeugenden Volierenhaltung. Also kein Bio aber trotzdem gibt es da an der Haltung nix zu meckern.

     

    Milch bevorzuge ich von Demeter, auch den Betrieb kenne ich persönlich. Die Kühe (es ist eine größere Herde) haben noch ihre Hörner, haben Zugang zu einer riesigen Weidewirtschaft mit einzelnen Schattenbäumen (s.o.) und verbringen die restliche Zeit in einem tollen licht- und luftigen Boxenlaufstall.

     

    Ihr müsst euch raus aufs Land begeben und euch die Betriebe ausgucken die ihr mit eurem sauer verdienten Geld unterstützen wollt - es nützt nix!!!

     

    Grüße

  • B
    BeO

    Welche wirren Sachen muss man hier lesen? Ich bin gelernter Landwirt konventionell und bevorzuge Bio. 1.EHEC wird z.B. bei Rindern mit Maissilagefütterung im Verdauungstrakt gebildet, welche übrigens auch den Methanausstoss erhöht. Mit Heu und Gras gefütterte Tiere (konventionell außer in Bergregionen nicht mehr denkbar)sind gesünder, leben länger und Furzen nicht so viel.

    2.Wer die Herdengröße und den Stallplatz als vernachlässigbar ansieht, ist schlichtweg dumm. Vom sozialen Stress, über Hitze bis zu erhöhtem Keimdruck sind Faktoren des Unwohlseins für Rinder. So stehen einer Kuh konventionell in Anbindehaltung gerade mal 1,4 m² zur Verfügung, einer Kuh nach EU-Bio-VO 10m².

    3. Gülle´/Mist ist rein Biologisch und kann von Organismen im Boden zu Humus umgewandelt werden. Überflüssiger Sticksoff synthetisch wird ausgeschwämmt und bringt irgendwann unsere Gewässer zu kippen.

    4. Und ne weidende Kuh verbraucht keine Natur...sie schützt Natur durch weniger Bodenverdichtung, Erhaltung der Artenvielfalt.

    5. Wer viel und billig aus dem Supermarktregal an Foltermilch und Folterfleisch FRESSEN will wird immer Argumente gegen BIO finden

    6. Im Zuge meiner Ausbildung war ich in einem EU-zertifizierten Schlachthof, wer die Klappe aufmacht soll sich das mal ansehen...ICH ESSE JEDENFALLS SOLCHES FLEISCH NICHT MEHR!!!!

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Erst wenn man sich vom nachlässig gewaschenen "Bio"-Salat wieder einen Bandwurm holt, weis man dass "Bio" voll gesund ist.

    Klar, dass im extrem viel Gülle produzierenden Westfalen diese auch entsorgt werden muss, am Besten mit "Bio"-Siegel.

    Die Umweltverträglichkeit eines Hofes wird nicht nach "Bio" oder nicht "Bio" entschieden.

    Nur ein kleines Beispiel:

    Der Trinkwasserzweckverband meines Wohnortes hat das "kleine" Problem, dass ein selbst ernannter "Bio"-Bauer die Nitrat- und TOC-Werte des Hauptbrunnens weit über die Grenzwerte erhöht hat.

    Aber vielleicht ist Gülle saufen ja gesund?

  • GU
    Glauben und Wissen

    Das Menschen die vermutich weder einmal in ihrem Leben nachgesehen haben, wo ihr Essen hergestellt wird, noch mehr als 3 Prozent ihres Gehirns zu nutzen im Stande sind (Durchschnitt), vieles nicht "begreifen" können, ist leicht zu verstehen.

  • MG
    Manfred Gerber

    von wegen keine Pflanzengifte, Biopflanzenbau ist nicht pestizidfrei.

    Im Gegenteil, es werden nur chemische Gifte durch biologische Gifte ersetzt, was teilweise naturschädlicher sein kann als im konventionellen Anbau. Bspw. Spinosad, Kupfer, Pyrethrum Ansonsten kippt man unkontrolliert Bakterien und Bakteriennahrung auf die Pflanzen, ohne über die möglichen Folgen nachzusinnen.

    In Sachen Milchproduktion setzt der Biolandbau auf Silagefutter, was unweigerlich zu vermehrter Krankheitsanfälligkeit und einer Verkürzung der Lebenserwartung führt. Eine Biokuh erreicht mit durchschnittlich 6 Laktationen, nicht mal die halbe Lebenserwartung einer Kuh mit Weidehaltung und Qualitätsheufütterung. Wer gute Milch trinken will, kauft lieber Heumilch.

    Bio geht anders.

  • J
    Joeris

    Dies ist jetzt, glaube ich, schon der 3. Artikel zu diesem Thema.

    Mich verwundert es wirklich, dass bisher überhaupt ncht von Geschmack und Qualität der Bio-Lebensmittel gesprochen wird.

    Besonders Bio-Gemüse und Bio-Obst aus der Region schmeckt in den meisten Fällen ganz einfach viel besser.

    Auch werden z.B. diverse Molkerei und Fleischprodukte nach althergebrachten Methoden hergestellt was dem Geschmack zugute kommt.

     

    Es mag übertrieben klingen, aber bei einigen Produkten habe ich tatsächlich das Gefühl, dass diese mit Liebe und Sorgfalt erzeugt wurden.

  • O
    @Orangensaft

    "Der konventionelle Weinanbau ist um einiges schadstoffärmer geworden. Heute bauen sehr viele konventionellen zumindest ökologisch kontrolliert an."

     

    Diese Aussage stimmt so definitiv nicht.

    Der konventionelle Weinbau ist nicht "ökologisch kontrolliert". Es gibt höchstens den sog. kontrolliert integrierten Anbau. Das ist aber kein geschützter Begriff. Es ist eher seit den 80er Jahren ein Marketingversuch, aus der konventionellen "bösen" Ecke auf die Verbraucher ansprechendere, umweltverträgliche Schiene trotz Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln etc. zu kommen.

     

    (Aber in den 80er Jahren meinten auch alle, dass die Umstellung auf bleifreies Benzin gleich ökologisches Benzin sei und damit nun alles gut...)

     

    Folgenden Auszug habe ich ergänzend bei Wikipedia zur integrierten Produktion gefunden:

     

    "Der Naturschutzbund NABU weist allerdings darauf hin, dass die Integrierte Produktion beispielsweise beim Obstbau nicht zu einem verträglichen Umgang mit der Umwelt geführt habe. Trotz inflationärer Verbreitung des IP-Labels sei der Pflanzenschutzmittelaufwand in vielen Obstanbaugebieten weiter gestiegen.

     

    Es sei hier auch darauf hingewiesen, dass "Integrierter Anbau" im Gegensatz zu "Kontrolliert Biologischer Anbau" kein rechtlich geschützter Begriff ist. (Siehe hierzu auch Europäische Öko-Verordnung, für Deutschland Bio-Siegel)"

  • S
    sharken

    1. Rinder sind soziale Wesen, die eine Rangordnung in ihrer Herde beachten möchten. Sind die Ställe zu gross und zu eng besetzt, können sie nicht ranghöheren Tieren ausweichen, es kommt häufiger zu Konflikten, Kämpfen, Verletzungen. In der Biolandwirtschaft werden diese Erkenntnisse berücksichtigt, und Forschungen zur Verbesserung des Tierwohls in den Ställen unterstützt.

    2. Grosse, eng besetzte Ställe ermöglichen den Tieren keine hygienischen Verhaltensweisen. Grosse Herden sind stärker gefährdet durch Erkrankungen (grösseres finanzielles Risiko). Die konventionelle Landwirtschaft begegnet diesem Problem nicht mit mehr Hygiene und höherem Personalaufwand, sondern kontinuierlichen Antibiotikagaben. In der Bioandwirtschaft wird ein Antibiotikum nur gegeben, wenn ein Tier erkrankt ist. Antibiotika werden auch nicht zum Mästen verwendet.

    3. Hochleistungsmilchkuhrassen müssen grosse Mengen Kraftfutter/Getreide aufnehmen, um soviel Milch überhaupt geben zu können. Dieses Futter entspricht nicht der Nahrung, die die Kuh eigentlich gut verdauen kann. Der pH-wert im Magen verändert sich, die Verdauung sorgt für einen unverhältnismässig grossen Methanausstoß. Die Biobauern, die ich besucht habe, bevorzugen Rassen, die mit Raufutter (Heu, Weide, Silage) zurecht kommen und nur in besonderen Situationen zusätzliches Getreide benötigen (Kalben, Krankheit). Dann wird auch nicht soviel Methan gepupst, und die Colibakterien werden gesund in Schach gehalten.

    4. Im Biolandbau gibt es Richtwerte, wieviel Land ein Bauer haben muss, damit er die Gülle seiner Tiere umweltverträglich ausbringen kann. Oder es muss eine Partnerschaft geben, mit einem Ackerbauern. Die Landwirte der Anbauverbände schreiben auch vor, dass das Futter zum Hauptteil selbst erzeugt werden muss oder in Partnerschaft in der Umgebung. Regional und mit wenig Transport.

    Die konventionelle Landwirtschaft sorgt mit ihrem Gülleproblem in Niedersachsen zum Beispiel für verdorbenes Grundwasser, und anderswo hat man auch Probleme, soviel Schiet loszuwerden. Kann man ja nicht einfach ins Meer kippen, oder in die Bäche.

     

    Noch was? ach ja, dem Maiszünsler kann man durch rotierenden Anbau, und Vielfalt in benachbarten Äckern etc durchaus Paroli bieten. Er überwintert im Feld, dann baut man da halt nicht gleich wieder Mais an.

    Hugh Johnson hat seit ca 2004 Albet y Noya in seinem kleinen Weinführer, eines der älteren Bioweingüter in Spanien, und es gibt in jedem Weinbauland trinkbare und bezahlbare Weine. Die Grenzwerte für Kupfer sind dieses Jahr erstmals gesetzlich festgelegt worden und liegen erheblich unter dem Durchschnittswert des konventonellen Weinbaus. Schwefel auch. Aber es wird auch fleissig mit Pilzresistenten Sorten geforscht :)

  • H
    @hallo?

    Und was hat jetzt Massendproduktion mit Gammelfleich zu tun? Wieso soll ich überhaupt weniger Vertrauen in abgepacktes Fleisch aus dem SB-Regal haben als auf loses beim doppelt so teuren Metzger? Ich denke, Sie sind da einer medialen Irreführung aufgesessen. Gibt es mal einen Vorfall bei einer Kette, wird das riesengroß aufgemacht (ist ja auch O.K.). Wer interessiert sich aber schon für den kleinen, lieben, vertrauenswürdigen, in keiner Weise gewinnorientierten Händler um die Ecke?

  • L
    lenz

    Etwa 20000 Kilometer legt eine Lammkeule von Neuseeland per Schiff und Lkw zurück, bevor sie beim deutschen Konsumenten auf dem Teller liegt. Dennoch wird für die Produktion und den Transport eines Kilos Neuseeland-Lamm nur ein Drittel der Energie benötigt wie für Lammfleisch aus regionaler Produktion. Die Schafe leben in riesigen Herden ganzjährig im Freien. Einmal im Jahr werden die Tiere zusammengetrieben und 30 Kilometer zum Schlachthof transportiert, der direkt am Hafen liegt. Dort wird das Fleisch portioniert, tiefgefroren und nach Hamburg verschifft.

    In Deutschland werden die Schafe oft noch gehütet. Der Schäfer fährt morgens mit seinem Auto fünf Kilometer zur Arbeit und abends wieder zurück. Die Tiere erhalten im Gegensatz zu Neuseeland Kraftfutter und stehen Winter im beheizten Stall. Der Schlachthof wird beheizt, die Fahrt von und zum Dorfmarkt für Bauer und Konsument (zum Supermarkt läuft man zu Fuß), all das verbraucht Energie.

  • P
    Paul

    GLAS KLAR, das die Bio-Bauern und -lobbiisten weiter die Trommel für BIO spielen. Nach dem TV-Beitrag war mir schlicht schlecht geworden. Statt sich von Bio-Betrügern abzocken zu lassen, sollte man möglichst regionale und saisionale Sachen kaufen, die brauchen nicht Bio sein (Erdbeeren und Äpfel aus Werder bspw.) und sind trotzdem gut und frisch und günstiger, als das Biozeug aus Ägypten (Kartoffeln).

  • L
    lenz

    @ Hallo:

    In einer Studie zur Energiebilanz von Lebensmitteln von Elmar Schlich, Prof. für Prozesstechnik, früher im Vorstand des Öko-Instituts, 2006, siehe auch:

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/lebensmittel-warum-bionahrung-die-welt-nicht-besser-macht-1387066.html

    @LeO: Pro qm wächst nur halb so viel Bio-Weizen wie konventioneller Weizen.

  • H
    hallo?

    @Lenz

     

    Hä?

    Koteletts aus Neuseeland sind in der Ökobilanz des Transports besser als die Teile, die im Hofladen verkauft werden? Das verstehen auch nur Sie.

     

    @All

    Natürlich erzeugt extensive Bio-Landwirtschaft weniger Fleisch, Milch und Wein und zwingt damit auch über den Preis zu einem geänderten und ernährungsphysiologisch auch gesünderen Konsumverhalten. Wozu die billige konventionelle Massenproduktion führt, das sieht man ja allenthalben (Gammelfleisch, Kinderarbeit, Massentier-Qual-haltung, ...).

    Wer seinem (alten) Auto das teure Super(Verbleit) gönnt und sich selbst dann nur die Billignahrung, der sollte meiner Meinung nach noch einmal über seine Prioritäten nachdenken.

  • L
    LeO

    Ooh Lenz, Bio-Landwirtschaft verbraucht Landschaft? Na ein Glück, dass man z.B. Hühner auch in Käfigen halten kann. Da lässt sich super Landschaft sparen. Haben Sie sich vor dem posten einmal durchgelesen, was Sie da geschrieben haben?

  • W
    wim

    @ Carlos

     

    Also ich könnte in einem Büro mit 5 Kollegen gar nicht arbeiten und mit 50 würde ich es keine zwei Stunden aushalten. (Bei uns nennt man sowas allerdings auch Betriebsversammlung.) Aber das könnte von der Art der Arbeit abhängen. Die Arbeit der Kühe besteht hauptsächlich im Fressen und Wiederkäuen. Das mag vielleicht gehen.

     

    Rinder sind Herdentiere. Ich kann mir denken, daß bei denen Streß von ganz anderen Faktoren abhängt als von der Zahl der Tiere im Raum.

  • L
    Lenz

    Es ist ja schön, wenn der Bio-Bauer keine Pflanzengifte verwendet, weil zu Antroprosophen geht der Maiszünsler nicht, weil da dauernd Flöte gespielt wird. (Ups, da haben wir Kupfer vergessen, mit dem Bio-Wein gespritzt wird).

    Eine Bio-Kuh verbraucht in extensiver Landwirtschaft mehr Natur, produziert mehr Gülle und Methan pro Liter Milch als eine konventionelle Kuh.

    Der Energieverbrauch beim Transport ist bei Bio-Bauern, Hofläden, Dorfmärkten, Bio-Kisten weitaus höher als tiefgefrorene Lammkoteletts aus Neuseeland.

    Bio ist weder gesünder noch ökologischer. Es verbraucht Landschaft und treibt die Preise für Lebensmittel hoch.

  • O
    Orangensaft

    Leider passt das nicht in das Weltbild der taz. Aber im Weinbau sind wir noch lange lange lange nicht so weit, das Bio gesünder, flächeneffizienter, schadstoffärmer wäre. Und wenn ich die doppelte Fläche für den selben Ertrag brauche ist das ja auch nicht so geil, dann geht eben auch der Preis durch die Decke.

     

    Trotzdem hat Bio auch die konventionellen teilweise zum Umdenken gebracht und eine Entwicklung angestoßen, die an sich ganz gut ist. Der konventionelle Weinanbau ist um einiges schadstoffärmer geworden. Heute bauen sehr viele konventionellen zumindest ökologisch kontrolliert an.

     

    Von Biowein jedoch kann ich im Moment jedoch nur abraten. Die Winzer sind noch nicht so weit. Wie gern würd ich die taz-Redaktion mal zur Bioweinbesichtigung einladen, damit sie sich mal ansehen können, was in den meisten Bioweinbergen dieses Jahr los ist.

  • I
    illo

    Das ist schon so dumm, das hat einen Ehrenplatz verdient.

    Hoffentlich sind nicht alle Bauern so bescheuert

  • C
    Carlos

    ... also ich persönlich arbeite auch lieber in einem Büro mit 5 Kollegen als in einem Giga-Büro mit 50 Kollegen. Hat sicher was mit dem Faktor Stress zu tun. Den gibt es erwiessenermaßen auch bei Tieren.

  • F
    Fledi

    @ Glaube und Fragen:

    Dann will ich mal helfen:

    1. Die Kuh fühlt sich nicht wohler, weil da weniger Kühe stehen, sondern weil der Bauer sich um die wenigen Kühe besser kümmern kann. Ein Betrieb mit 500 Kühen ist ohne Rationalisierung und Industrialisierung nicht machbar. Die Rationalisierung orientiert sich dabei am Ertrag und der Leistung in gemolkene Kühe pro Stunde, nicht an den Bedürfnissen des Tieres.

     

    2. Gülle ist weniger böse als Kunstdünger, weil sie ein "nachwachsender" Rohstoff ist. Kunstdünger ist Erdöl, in welches nochmal Energie (also mehr Erdöl) gesteckt wird, um es zu Dünger zu machen. Desweiteren geht es hier um lokale Rohstoffkreisläufe. Wieso sollte ich die Gülle vom Hof karren, um sie aufwendig und kompliziert zu entsorgen und im nächsten Moment den LKW mit dem Kunstdünger durch halb Deutschland fahren lassen, um die Nährstoffe, die die Kühe von der Wiese gefuttert haben (und die jetzt in der Gülle sind), wieder dort hin zu bringen?

     

    3. Artenreichtum überall ist meines Erachtens besser als tote Felder rings um abgeschlossene Naturbastionen, aber darüber kann man streiten...

  • GU
    Glaube und Fragen

    Ich werde wohl nie begreifen, warum sich Kühe in einem Stall mit 50 anderen Kühen wohler fühlen sollen als in einem mit 500. Oder warum Gülle weit weniger böse ist als Kunstdünger. Aber wie vieles in der Bio-Landwirtschaft sicher nur eine Glaubenssache.

    Verstanden habe ich das Argument der Artenvielfalt. Aber: Wenn Bio weniger Ertrag produziert - warum nicht konventionell und die eingesparte Fläche z.B. als naturbelassene Wiesen mit höchster Artenvielfalt brach liegen lassen?