Bildungsstreik II: Studis vor dem nächsten Streik
In der nächsten Woche startet auch in Berlin die zweite Welle des Bildungsstreiks. Ernst werden könnte es aber schon heute: An FU und HU gibt es Vollversammlungen.
In elf Universitäten bundesweit sind derzeit Institute oder Hörsäle besetzt - in Berlin dagegen ist es noch ruhig. Das könnte sich am heutigen Mittwoch ändern: An der Humboldt-Universität (HU) und der Freien Universität (FU) finden Vollversammlungen statt. In der Vergangenheit war es oft schon direkt danach zu Besetzungen gekommen - so auch vor einer Woche an der Uni Potsdam.
Besonders deutlich ist die Unzufriedenheit der Studierenden derzeit an der FU. Dort hat eine Gruppe die Initiative "Lenzen - Not My President!" gestartet. Per Unterschriftensammlung soll eine studentische Urabstimmung erreicht werden, mit der Frage "Soll Dieter Lenzen als Präsident der Freien Universität Berlin zurücktreten?" Die Studierenden werfen Lenzen vor, ihre Belange nicht anzuhören, sondern die Politik der Hochschule nach wirtschaftlichen Interessen auszurichten. Das Ergebnis einer Urabstimmung hätte allerdings lediglich empfehlenden Charakter.
An der HU hat nach Angaben von Studierenden der erste Bildungsstreik dieses Jahres im Juni kleine Erfolge gezeigt: Präsident Christoph Markschies habe sich ihre Forderungen zumindest angehört. "Der größte Erfolg war, dass empfohlen wurde, auf die Anwesenheitslisten zu verzichten", sagt Student und Streikmitorganisator Ben Stotz. Ein Ende der Anwesenheitskontrolle in Uni-Veranstaltungen war eine der Forderungen des Streiks im Juni gewesen. Doch aufgrund des empfehlenden Charakters hätten längst nicht sämtliche Dozenten die Listen abgeschafft.
Erst in der kommenden Woche startet offiziell die zweite Streikrunde. Am 17. November ist ein gemeinsamer Streiktag von Schülern und Studierenden geplant. Mit einer Demo wollen sie auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Die Forderungen gleichen dabei denen vom Juni: "Wir sollen wie Maschinen lernen und wahrscheinlich auch später so funktionieren", kritisiert Paula Rauch, Schülerin des Französischen Gymnasiums in Berlin. Dass die Forderungen sich nicht geändert haben, zeige, dass die Belange der Schüler und Studierenden von der Politik nicht ernst genommen würden.
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