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BildungMit Lotsenhilfe durch die Schulzeit schippern

Elternlotsen sollen für eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Schulen und Migrantenfamilien sorgen. Modellprojekt startet in Moabit

Helfen wie das Schulsystem funktioniert Bild: AP

Mit Seefahrt müssen sie sich nicht auskennen, auch wenn sie mit Untiefen, verborgenen Hindernissen und teils kräftigen Stürmen zu rechnen haben: Elternlotsen sollen künftig an vier Schulen in Moabit Eltern, LehrerInnen und nicht zuletzt den Schülern das Lehren und Lernen, kurz gesagt: das Leben leichter machen. Das Modellprojekt, das der Türkische Bund Berlin (TBB) mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingerichtet hat, startet an einer Grundschule und drei Oberschulen. Dort werden künftig vier Elternlotsen, drei davon türkischer, einer arabischer Herkunft, dafür eingesetzt, die nicht immer einfache Zusammenarbeit zwischen Elternhäusern und Schule zu verbessern.

Überforderte Eltern

Nicht selten sind Eltern nichtdeutscher Herkunft von den Anforderungen, die Schule nicht nur an ihre Kinder, sondern auch an sie selber stellt, überfordert. Deutschkenntnisse und die eigene Bildung reichen nicht aus, um den Kindern Hilfe bei Hausaufgaben oder anderen schulischen Arbeiten zu geben. Die Unkenntnis des deutschen Bildungssystems verhindert den lockeren Umgang mit Schule und Lehrern. Und dazu kommt häufig, dass schlecht Deutsch sprechende oder mit den Gepflogenheiten und Umgangsformen der Bildungseinrichtungen unvertraute Eltern sich dort nicht willkommen fühlen.

"Es gibt starke Informationsdefizite auf beiden Seiten", sagt Mehmet Alpbek. Der in interkultureller pädagogischer Arbeit erfahrene Politologe leitet das Moabiter Elternlotsenprojekt. Eltern wüssten zu wenig darüber, wie das Schulsystem funktioniert, LehrerInnen zu wenig über die Herkunftskulturen der MigrantInnen. Daraus erwachsende Berührungsängste und Kommunikationsprobleme sollen die Elternlotsen überwinden helfen: Durch Beratungen, aber auch durch konkrete Bildungspläne, die für einzelne Familien entworfen und dann gemeinsam mit den LehrerInnen umgesetzt werden. Diese Pläne unterstützen beim Aufbau von Kontakten zwischen Eltern und LehrerInnen. Sie können aber auch unter anderem Exkursionen beinhalten, die den Eltern zu einer besseren Kenntnis des Bildungssystems und anderer Einrichtungen wie Ausbildungsbetrieben oder selbst dem Abgeordnetenhaus verhelfen.

Selbstvertrauen stärken

Auf diese Weise soll das Selbstvertrauen von Eltern gestärkt werden - und damit ihr Mut, sich stärker an den Schulen ihrer Kinder zu engagieren und so mehr für deren Bildungserfolg tun zu können. "Wir wollen den Eltern ihre eigenen Potenziale klarmachen", sagt Mehmet Alpbek. Dass gerade Eltern nichtdeutscher Herkunft heute eine sehr große Verantwortung für den Bildungserfolg oder -misserfolg ihrer Kinder zugeschrieben wird, sieht er auch. Dennoch betont Alpbek: "Man kann Eltern motivieren und aktivieren, ohne sie zu überfordern." Eltern nichtdeutscher Herkunft hätten viel größere Potenziale, als ihnen allgemein zugetraut werde, so Alpbek.

Für drei Jahre ist die Finanzierung der Elternlotsen gesichert. Fast 600.000 Euro aus dem Programm Soziale Stadt investiert der Senat in das Projekt, das zuvor in einer einjährigen Pilotphase an der Moabiter Hedwig-Dohm-Oberschule ausprobiert wurde. Der TBB arbeitet an einer Fortsetzung der Finanzierung.

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