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BildungGrüne bremsen Ganztagsschulen

Einem Beschluss über den Ausbau mehrerer Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen werden die Grünen nicht zustimmen. Zu viele Fragen seien offen

Ab mittags geht es im kommenden Schuljahr in den Hort - die Schule schließt Bild: dpa

Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen will der flächendeckenden Einrichtung offener Ganztagsschulen ab Sommer 2012 nicht zustimmen. Diesen Beschluss teilten der Fraktionsvorsitzende Matthias Güldner und Landesvorstand Hermann Kuhn am Dienstag mit.

Für die geplante Umwandlung von bis zu 20 Grundschulen in offene Ganztagschulen "bestehe zu großer Zeitdruck". Einer entsprechenden Vorlage für die nächste Sitzung der Bildungsdeputation am 19. Januar werde die Fraktion nicht zustimmen.

"Wir sind in diesem Jahr nicht in der Lage offene Ganztagschulen einzurichten", sagte Güldner. Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) und Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) hatten gemeinsam an Plänen gearbeitet, ab Sommer 2012 an Grundschulen in verschiedenen Stadtteilen das Lehrangebot bis in den Nachmittag auszuweiten. Anders als bei den 18 gebundenen Ganztagsgrundschulen, die es in Bremen bereits gibt, wäre bei dieser neuen, offenen Form die Teilnahme an Nachmittagsangeboten freiwillig.

Im Gegenzug sollten in den Stadtteilen Hortplätze eingespart werden. Aus dem Sozialressorts wurde dabei immer versichert, dass die Betreuung am Nachmittag gewährleistet werde. Dennoch waren viele Eltern über die Pläne verunsichert.

Dieser Unklarheit wollten die Grünen nun beenden: "Im Sommer bleibt das Hort-System erhalten", stellte Güldner klar. Zu viele Fragen seien bei der geplanten Umsetzung noch offen. Etwa, wie das Auswahlverfahren für die Nachmittagsbetreuung genau ablaufe. Zur Zeit sei nur für 30 Prozent der Schüler ein Platz bei der Betreuung vorgesehen. Dies könnte ein Problem sein, wenn Eltern einen Betreuungsplatz einklagen. Gleichwohl sei die Fraktion offen für Gespräche. Das "ganztägige Lernen auszubauen" sei ein "Schwerpunkt der Koalition", so Güldner.

Weil an einer offenen Ganztagsschule nicht alle SchülerInnen am Nachmittag betreut werden müssen, ist sie günstiger als die gebundene Variante. Für die Grünen habe diese dennoch Priorität, so Güldner. Da Bremens Haushaltsmittel aber begrenzt seien, könne man sich auch die offene Form der Schule vorstellen - für den Sommer aber höchstens "an einzelnen Standorten", so Güldner.

Der grüne Haushaltspolitiker Hermann Kuhn fürchtet, dass "bei dem gegenwärtigen Zeitdruck und der mangelhaften Vorbereitung eher teure Doppelstrukturen" in der Nachmittagsbetreuung entstehen könnten.

Die Sprecherin des Bildungsressorts, Karla Götz, zeigte sich von dem Beschluss der Grünen überrascht: "Wir weisen zurück, dass unsere Vorlage nicht ausreichend ist. Ich kann nur betonen, dass die die offene Ganztagsschule ein gutes pädagogischen Angebot ist, mit mehr Lernzeit", so Götz. Sie gehe weiterhin davon aus, dass es eine Einigung geben werde. Ansonsten würden auch Wünsche der Eltern ignoriert. Bernd Schneider, Sozialressort-Sprecher sagte: "Die Verwaltung hat ihre Arbeit gemacht". Es sei klar, dass die Entscheidung im politischen Raum falle, aber: "Beide Ressorts haben das Gefühl, dass man das verantwortungsbewusst umsetzen kann."

André Städler, Sprecher der SPD-Faktion, sieht keinen Streit zwischen den Koalitionspartnern. Auch die SPD-Fraktion sehe noch Probleme bei der Umsetzung der offenen Ganztagsschule. Dennoch arbeite man weiter an deren Ausbau: "Unser Anspruch ist, mehr als eine Modellschule einzurichten," sagte Städler. Nächste Woche werde es Gespräche zu der Frage geben.

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