Bildschnee: Waldi Sympath
■ Lillehammer im Fernsehen (Teil 2)
Der Mann sieht wirklich nach nichts aus: sauber nach hinten onduliertes Wellhaar, kompakte Statur, dicke Backen, die nur getrennt werden von einem Schnauzbart, um den ihn keiner beneidet: Waldemar Hartmann vom Bayerischen Rundfunk verkörpert wahrlich nicht das, was sich gehobene Deutsche unter einem Mann von Welt vorstellen. Anders formuliert: Hartmann, 45 Jahre alt und vom Akzent her irgendwo beheimatet, wo sprachliches Traditionsgut noch gepflegt wird, mutmaßlich also in Bayern, ist ein echter Sympath. Er täuscht uns während seiner Olympia-Moderationen nicht vor, die provinzielle Ursuppe längst ausgelöffelt zu haben; anders als Schranzen wie Gerhard Meyer-Röhn vom Süddeutschen Rundfunk weiß er, daß es vor der Kamera nicht nur darauf ankommt zu lächeln – schneidig, haifischartig, bossig.
Hartmann beim Tennisturnier? Im Hawaiihemd gewiß, also völlig fehl am Platze. Waldi, wie ihn seinesgleichen und andere Freunde nennen, zeigt, daß grundsätzlich alle Menschen eine Fernsehsendung sportlicher Prägung moderieren könnten: Es scheint allzeit, als säße er bei seinen Zuschauern mitten auf dem Sofa, eingerahmt von eingeknickten Kissen. Man kann das mögen, sehr sogar. Daß Nordlichtern gelegentlich Sprachbarrieren bewußt werden, beispielsweise wenn Hartmann einen Landsmann (Ex- Eishockey-Bundestrainer Xaver Unsinn) interviewt, muß in Kauf genommen werden, wie gesagt; dafür simuliert der Mann eben keine Biographie nach dem Aufstiegsmuster „München – Mailand – New York“. Leuten wie Unsinn steigt er nicht in den Pelz, hakt nicht nach, nein, Hartmann tümelt lausbubenhaft: „Xavi, wos soagst denn doazuah?“ Duzfreunde, wie sie in Bayern öfter anzutreffen sind.
Fraternisierung? Nicht mit Waldi. Ein Mann für gewisse Stunden: Wenn wir mit ihm allein sind, vor dem Fernseher eben. Dann darf er mit uns rechnen, so gmüatlich wird's nimmermehr. Jan Feddersen
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