Bildgrund als Material: Alles schon verbraucht
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Man mag es mögen, Maler zu sein. Aber leicht ist das nicht. Schließlich scheint jede Variante von Farbe auf Leinwand schon ausgetestet. Doch bleibt heutigen Künstlern nichts anderes übrig, als in der Präsenz der ganzen Kunstgeschichte zu arbeiten – so wie einem Autor vor dem Hintergrund alles schon Gesagten.
Abstrakte Farbkombinationen und geometrische Flächen-Raum-Relationen sind auch für Daniel Hörner und Christoph Wüstenhagen nicht mehr unverbraucht zu haben. Aber die beiden jungen Hamburger Künstler nehmen den klassischen Bildgrund, den auf Keilrahmen gespannten Stoff, nicht als gegebenen Träger von Botschaften und zugegeben schönem Farbspiel, sondern behandeln ihn als eigenständiges Material.
So trennt Daniel Hörner beispielsweise das vorläufig fertige Bild vom Rahmen und spannt es neu zur Gänze auf: Die ganzen absichtlichen und zufälligen Effekte der Bildränder werden sichtbar und rahmen mit ihren Tiefendimensionen die monochromen Farbfelder. Christoph Wüstenhagen geht noch weiter und verwendet im Wissen darum, dass der Nullpunkt einer leeren Leinwand eine ahistorische Illusion ist, von ihm extra mit Textilfarbe vorbehandelte Leinwände, bearbeitet sie anschließend mit Ölfarbe und baut das Bild auf der Rückseite anhand der durchgefärbten Strukturen auf. Solche in gewisser Weise „schmutzigen“ Vorgehensweisen fragmentieren, individualisieren und verändern die einst bei aller Farbpracht kühle Tradition der Konkreten Kunst und bewirken eine emotionale Aufladung dieser Malerei.
Im Altonaer „Projektraum“ in der Bahrenfelder Straße 322 stehen den jeweils größten dieser Arbeiten zudem gepolsterte Bänke gegenüber, die selbst bemalte Bildobjekte sind. Derartig gesamtkunstwerkliche Anwandlungen wurde der mehrfach gebrochene Titel „Im Echo des Filters“ gegeben. Was eben von der Malerei der Moderne noch wahrnehmbar heute so ankommt. (Bis 30. April. Do + Fr 16 – 19, Sa 13 – 16 Uhr).
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