: Bilder der Phantasie
■ Das Theater für Kinder bringt den Kids Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ näher
Einige hören Techno, andere Mariah Carrey – aber Klassik paßt so gar nicht zu den Kids von heute. Wie so oft kommt es eben darauf an, wie die Sache präsentiert wird. Im Theater für Kinder griff man sich das Eingängigste aus dem Erbe der Klassiker, die „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, schrieb ein Märchen zur Musik und ließ die Akteure dazu tanzen.
Interessiert guckten die Kleinen auf die Bühne. Eine goldene, lachende Sonne war da zu sehen, ein kuscheliger Stoffziegenbock auf einer grünen Bergattrappe und ein großes blaues Stück Stoff, das sich aufblähte. Das war der Fluß, der die hübsche Ziegenhirtin, getanzt von Ulrike Hartmann, von ihrer großen Liebe, dem jungen Schäfer, Roger Höde, trennte. Im Frühling war der reißende Strom einfach nicht zu überwinden, obwohl die Klänge des Hamburger Streichquintetts anfangs alles so fröhlich wirken ließen. Der Herbst meinte es auch gar nicht gut mit den Verliebten. Nebel, gespielt von Barbara Hass, zog auf, verhüllte die Berge und den Geist der beiden. Fast hätte der Schäfer seine Hirtin vergessen, aber der Winter hatte ein Einsehen. Das Wasser gefror und die Winde trieben das Paar zueinander.
Barbara Hass hatte die Idee zu der Kombination von Text, Musik und Tanz. Regisseur Claus Gutbier brachte die Jahreszeiten kindgerecht auf die Bühne. „Wir Erwachsenen legen Wert auf Logik, alles muß einen Sinn haben“, erzählt er, „die Kinder leben von den Bildern ihrer Phantasie.“ Davon hatte das Stück reichlichst – und die Kinder waren begeistert. Nicht oft wird ihnen auf so liebevolle Weise die Musik nähergebracht und verständlich gemacht. Michael Quell
Termin-Infos unter Tel. 38 25 38
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen