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■ Biesdorf-Süd als städtebauliches Entwicklungsgebiet festgelegt / 5.000 Wohnungen auf NVA-Gelände geplantSchrei nach Veränderung

Auf dem Hochbahndamm am Elsterwerdaer Platz spielte Wolfgang Nagel gestern wieder die Rolle des Ankündigungssenators: Angesichts der struppigen Flächen und maroden NVA-Gebäude im Marzahner Stadtteil Biesdorf-Süd blickte er nach vorn: „In ein paar Jahren wird es hier ganz anders aussehen. Im Bereich des U-Bahnhofs soll ein neuer Stadtteil entstehen mit Wohnungen, Handels- und Bürogebäuden. Das Gebiet schreit förmlich nach Veränderung.“

Die Veränderung tut Not. Auf der „rollenden Pressekonferenz“ des Bausenators gestern mit dem Bus durch Biesdorf – einen Tag nach der förmlichen Festlegung des 142 Hektar großen Geländes als „städtebaulicher Entwicklungsbereich“ – wurden die urbanen Defizite fast quälend bewußt. Das Gebiet ist hauptsächlich geprägt von „Alptraumprojekten wie zwei NVA-Kasernen und anderen fehlgenutzten Flächen“, so Nagels Baudirektor Klose. Die Straßen gleichen Bombentrichtern. Am Wegesrand türmen sich wilde Mülldeponien. Die „endogenen Potentiale“, sagte Klose, wie das U-Bahnnetz, die Wohnbauressourcen und der vorhandene Landschaftsraum würden nicht ausgenutzt.

Mit der vom Senat getroffenen Entscheidung sollen nun rund 5.000 Wohnungen, zur Hälfte auf dem NVA-Gelände „Habichtshorst“, auf den Weg gebracht werden, betonte Nagel. Im Zentrum des neuen Quartiers stehe der Bahnhof Elsterwerdaer Platz, wo in zwei Bauphasen bis zu 250.000 Quadratmeter Bürofläche sowie Einrichtungen für Hotels, Handwerk, Kultur und Sport geschaffen werden sollen. Auf dem Areal südlich der Bundesstraße 1/5 könnten ab 1995 Bauten bis zu fünf Geschossen entstehen.

Für den „Biesdorfer Stadtumbau“ veranschlagt Nagel Kosten von sieben Milliarden Mark, die von privaten Investoren finanziert werden müßten. Die Gesamtinvestitionen der öffentlichen Hand – ohne den Anteil der Wohnungsförderung – lägen bei rund 600 Millionen Mark. Durch Erlöse, schätzt der Bausenator, etwa aus Grundstücksverkäufen, könnten 450 Millionen Mark ausgeglichen werden.

Die Entwicklungsmaßnahme bis zum Jahr 2005 wird eine Reihe von Abrissen und Umsetzungen von Gewerbebetrieben notwendig machen. So sollen sechzehn Bauten nördlich der Schienentrasse geschleift werden. Gegen die Planungsabsichten des Senats hatte es bis zuletzt starke Proteste der Bevölkerung und des Bezirks gegeben, erinnerte Bürgermeister Andreas Röhl auf der Pressefahrt. Die Kritik richtete sich besonders gegen die geplante Verlegung der B1 südlich der denkmalgeschützten Dorfanlage. Nach dem Rückzieher der Senatsbauverwaltung bleibe es zwar bei der Trassenführung durch Alt-Biesdorf. Die geplante Entlastungsstraße soll aber vierspurig ausgebaut werden. Rolf Lautenschläger

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