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Archiv-Artikel

Bier oder Cola?

Inbev stößt Bremer Limo-Werk ab – und lässt den Marktführer in Sachen Softdrink dafür teuer bezahlen

An der Frankfurter Börse fiel die Coca-Cola Aktie gestern um 40 Cent. Möglich, dass das mit der norddeutschen Investition des Getränkegiganten etwas zu tun hat. Die war nämlich teuer: 137 Millionen Euro ließ es sich die Deutschland-Tochter des Softdrink-Giganten kosten, die Bremer Erfrischungsgetränke-GmbH (Erfrig) dem Brauerei-Weltmarktführer Inbev abzukaufen. Dass der deshalb künftig auf die Produktion von Limo-Bier verzichtet, gilt hingegen als unwahrscheinlich.

Die Erfrig war der größte der derzeit acht vom Cola-Konzern unabhängigen Abfüller in Deutschland. Sie hat die Konzession, für Bremen, Teile Niedersachsens und Schleswig-Holsteins den patentierten braunen Sirup mit Sprudel zu mixen und auf Flaschen und Dosen zu ziehen. Seit 1981 gehörte der Betrieb mit 667 Beschäftigten zur Beck’s-Brauerei, die wiederum eine eingekaufte Tochter der belgischen Inbev-Gruppe ist. Die Transaktion wurde erwartet: Sie passt zur Strategie beider Globalplayer.

Denn die Inbev, die auch die Hannoveraner Gilde-Brauerei besitzt, hatte angekündigt, sich künftig mehr aufs Kerngeschäft Bier zu konzentrieren: Sie verwaltet ihre 16 deutschen Marken von der Weser aus. Cola hingegen arbeitet daran, sein Deutschland-Geschäft wieder stärker in die eigene Hand zu bekommen: Der Absatz ist 2004 um elf Prozent gesunken – angeblich wegen des Dosenpfands. Der Verwaltungsratsvorsitzende Neville Isdell sieht jedoch im Vertriebsnetz den Schuldigen des Deutschland-Problems. Es sei „bis zu einem gewissen Grad zerstört“, hatte er der Financial Times Anfang des Jahres anvertraut. Sein Ziel ist offenbar, einen zentralen Abfüller zu bilden.

Mit dem gestrigen Kauf hat der Konzern einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen: Die Bremer Erfrig, die weitere Standorte in Emden, Neumünster, Gifhorn und Lüneburg unterhält, ist der größte freie Abfüller in Deutschland. Und ihre Konzession hätte noch eine Laufzeit von fünf Jahren gehabt. Personalabbau oder Werksschließungen stünden jedoch nicht an, hieß es gestern. taz/dpa